
Wien einmal anders – Eine Stadt zwischen imperialem Flair und modernen Impulsen
- Mai 28, 2014
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Ein kleines pittoreskes Dorf in der Schweiz, das denselben Namen trägt wie sein imposantes Wahrzeichen, erinnert noch heute daran. Die Rede ist von der Stammburg der Habsburger, eine der mächtigsten Dynastien der europäischen Geschichte, deren Mitglieder sich auf den Weg in Richtung Wien aufmachten, sich später dort niederliessen und von dort aus die Geschicke der Welt lenkten.
Als eine der ersten deutschsprachigen Städte Europas erhielt Wien im 14. Jahrhundert eine Universität. Auch das Wiener Wahrzeichen entstand im Mittelalter: der Stephansdom, von den Wienern liebevoll «Steffl» genannt. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich Wien zur Metropole und zum Zentrum eines gigantischen Reiches. Wer heute nach Wien reist, wird seine Sinne bestimmt einerseits dafür verwenden, all das historische und kulturelle Erbe in seiner Mannigfaltigkeit zu bewundern, andererseits wird derjenige, der die Hauptstadt Österreichs besucht, mit Erstaunen feststellen, dass Wien noch viel mehr bietet. Eine Stadt, die zum vierten Male in Folge den ersten Platz auf der Liste der weltweit lebenswertesten Städte belegt und von der renommierten internationalen Mercer-Studie ausgezeichnet wurde, macht an, mehrmals zu besuchen und dabei stets neues zu entdecken.
Neue architektonische Wege Wiens
Der zweite Bezirk, die Leopoldstadt, weist seit wenigen Jahren zwei beachtliche architektonische Neuheiten auf, die durch ihren gemeinsamen Standort wie ein Tor erscheinen und damit als wegweisend verstanden werden können. Beide liegen an der Praterstrasse direkt am Donaukanal, von dort aus kann man übrigens bequem in einer Stunde mit dem Schiff die slowakische Hauptstadt Bratislava erreichen. Doch zurück zu den Bauwerken: Dem Media-Tower von Hans Hollein flankiert seit drei Jahren der Nouvel-Tower. Das Gebäude thront wie eine Skulptur am Donaukanal, bildet ein Tor zwischen dem ersten und zweiten Bezirk und verneigt sich vor seinem gegenüberliegenden Gebäude. Das vom weltberühmten französischen Architekten Jean Nouvel erschaffene Kunstwerk bietet in vielerlei Hinsicht vielleicht auch dem Betrachter an, sich vor solch einem Bauwerk zu verneigen. Der Turm erstreckt sich in eine Höhe von 75 Meter, wobei es scheint, als würde er schweben. Das Verbindungselement daneben weist ein besonderes Dach auf, das mit seinen rautenförmigen Verglasungsteilen in den Farbtönen grau, weiss und schwarz das Dach des unweit gegenüberliegenden Stephansdomes aufnimmt und ihm damit Ehre erweist. Seine Fassade selbst erstrahlt im Tageslicht in verschiedenster Manier und macht aus dem Glaskörper einen funkelnden Juwel.
Im Innern des Gebäudes wird man nicht weniger erstaunt sein und seinen Sinnen eine wahre Freude bereiten. Hier residiert das Luxushotel «Sofitel», dessen Innenausstattung ebenso bis ins kleinste Detail von Jean Nouvel designt wurde. In der Nacht wird das Gebäude zum Juwel der Farben mit einem unglaublich festlichen Zauber. Auf drei Ebenen des Turmes präsentieren sich von der Schweizer Künstlerin Pipilotti Rist Lichtdecken, in denen vereinzelt Videoprojektionen zu bestaunen sind. Die farbigen Sujets erinnern an andere Welten und je höher man kommt, desto mehr nähert man sich dem Paradiesischen. Dieses findet man in der obersten Etage. In der 18. Etage erscheint die Lichtdecke in vollem Glanz, die von der ganzen Stadt rundherum bei Nacht sichtbar ist, wobei auch hier wieder das schwebende Element zum Tragen kommt: Die Lichtdecke scheint aus dem Gebäude heraus in den Nachthimmel zu schweben. Als der Hoteldirektor erwähnt, dass man energievernünftig noch nie die ganze Leuchtkapazität ausgeschöpft habe und die gewöhnliche Beleuchtung nur ein Bruchteil von der eigentlich möglichen ausmache, bleibt so mancher Mund offen.
Zu den Kostbarkeiten des Bauwerks gehört außerdem eine 600 Quadratmeter vertikale, begrünte Wand, die von Patrick Blanc kreiert wurde. Die ökonomisch-ökologische Nachhaltigkeit und damit eine Verneigung vor der Umwelt findet sich jedoch in einem technisch sehr aufwendigen Wärme- und Kühlkonzept wieder. Solarenergie aus dem hauseigenen Dach leistet einen wichtigen Beitrag zur Energiegewinnung. Wer von Design und Kunst im Nouvel-Tower «ganz aus dem Häuschen» ist, braucht dieses Kunstbauwerk nicht einmal verlassen, denn man findet im gleichen Bauwerk, um die Ecke des Hotels, im 6 000 Quadratmeter grossen Designcenter «Stilwerk Wien» hochwertige internationale Designvielfalt in 28 Geschäften.
Bildungsarchitektur
Erst im November letzten Jahres wurde in Wien die neue Wirtschaftsuniversität WU ganz in der Nähe des Praters eingeweiht. Auch hier kommen nicht nur die Studierenden in den Genuss eines neuen Campus, sondern die Besucher Wiens werden eine Reihe von zeitgenössischer Spitzenarchitektur entdecken, die in ihrer Vereinigung auf einem Universitätscampus in Europa einmalig ist. Nach vier Jahren Bauzeit und der Zusammenarbeit von sechs internationalen Architekturbüros ist hier ein neuer Stadtteil entstanden, der für 25 000 Studenten einen Ort des Lernens bietet. Die Gesamtkosten beliefen sich dabei auf fast eine halbe Milliarde Euro, wobei Budget und Bauzeit eingehalten wurden. Besonders sticht dabei das Learning Center heraus, in dem sich auch die hochmoderne Bibliothek befindet. Einem futuristischen Raumschiff gleich, scheint es die Lernenden bei ihrer Tätigkeit auf ihre Wege zu begleiten. Ein Besuch der WU lohnt sich allemal, denn gleich daneben befindet sich das Wiener Messegelände, auf dem jährlich die «VIENNAFAIR The New Contemporary», die grösste internationale Kunstmesse Österreichs stattfindet.
Wien ganz im Zeichen der Kunst
Anfang Oktober wird Wien Hauptstadt des kulturellen Austauschs und innovativer Entwicklungen in der Kunstwelt. Einen besonders interessanten Weg schlägt die VIENNAFAIR deshalb ein, weil sie neben westeuropäischen, vor allem einen Schwerpunkt auf Galerien aus den östlich gelegenen Ländern, wie z. B. Russland, Ungarn, Polen, Slowenien, Estland, Lettland etc., setzt und sich damit eine Sonderstellung im globalen Mainstream der Kunstmessen sichern konnte. Zeitgleich zur Messe findet auch ein internationales Kuratoren-Projekt statt: «Curated by vienna» hat zum Ziel, die Zusammenarbeit zwischen führenden Wiener Galerien zeitgenössischer Kunst und internationalen Kuratoren zu intensivieren. Als erfolgreiches Netz- und Kommunikationsprojekt setzt es sich mit Themen auseinander, die auch die Kunstszenen anderer Metropolen bewegt.
Mode und Gastronomie begegnen Kunst
Modeliebhaber finden in Wien ein riesiges Angebot an Flagship-Stores der weltweit bekanntesten Luxusmarken. Das Altstadtviertel in der Verlängerung des Kohlmarktes wird nicht umsonst als goldenes Quartier bezeichnet. Wer eigene Wege zum Trend-Shopping sucht, dem ist zum Beispiel der 7. Bezirk zu empfehlen, wo der Concept-Store Eigensinnig progressive Labels wie Esther Perbandt oder David Andersen zum Besten gibt. In historischen Gewölben präsentieren sie neben ausschliesslich schwarzer, weisser und grauer Mode Streetphotography nationaler und internationaler Fotokünstler. Auch rund um die Wiener Shoppingmeile Mariahilfer Strasse im zweiten Bezirk findet man individuelle Angebote z. B. in der Theobaldgasse, wo Mode, Design, Musik und Gastronomie aufeinandertreffen. Wer einem Kunstwerk der Gaumenfreude begegnen möchte, besucht das «Steiereck» im Stadtpark. Hier begegnet die Inspiration der Küche dem Reichtum der Elemente und den Geschmäckern der Natur. Ein Besuch im Steiereck ist eine Entdeckungsreise in die Kunst der Spitzenküche. Nicht umsonst gilt es weltweit als eines der zehn besten Restaurants. Eine Reise nach Wien führt in vielerlei Hinsicht auch zur zeitgenössischen Kunst und zum Kunsthandwerk. Die österreichische Hauptstadt geht bezüglich Kunst einen vielversprechenden Weg, den es sich als Kunstliebhaber zu merken gilt. Also, wie heisst es so schön: Der Weg ist das Ziel. Also ist Wien Weg und Ziel.