
Wie Phönix aus der Asche
- Juli 3, 2017
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Die Millionenmetropole Tokyo ist heute imposanter denn je und bietet ein Kontrastprogramm mit unzähligen Facetten. Stylisches Top-Design und Luxus in 200 Meter Höhe bestehen neben alten Bäumen und traditionellen Gebäuden. Im Schatten ehrgeiziger Betonriesen gestalten sich alte Viertel neu: Hier findet man enge, autofreie Gassen, traditionsreiche Häuser und ungewöhnlich viel Natur und kann sorglos durch ein buntgrünes Labyrinth spazieren, in dem die Hauptstadt ihr Tempo drosselt. Begleiten Sie uns auf einer Wanderung zwischen den Welten.
Wie oft kann man eine Stadt nach einer Katastrophe neu erfinden? Wie verändert sie sich dadurch? Tokyo wurde im Mittelalter von den japanischen Herrschern unter dem Namen Edo gegründet und im Jahr 1923 fast vollständig durch ein Erdbeben zerstört. Die Stadt wurde danach großzügiger und moderner als je zuvor wieder aufgebaut. Doch schon zum Ende des 2. Weltkriegs wurde sie erneut dem Erdboden gleich gemacht, große Teile brannten infolge von Bombenangriffen ab. Inzwischen hat sich die Hauptstadt Japans zu einer der schillerndsten und größten Metropolen der Welt entwickelt, in der die Gegensätze aufeinander treffen: Einerseits ist diese Millionenstadt in ständiger Bewegung und durch ihren Hightech und Luxus immer am Puls der Zeit, andererseits sind Natur und Tradition in vollkommenem Einklang. Menschenmengen, pulsierender Verkehr und Dauerblinkreklamen an den Wolkenkratzerfassaden sind genauso typisch wie alte Tempel und die reduzierte Ästhetik des japanischen Designs.
Wolkenkratzer lassen uns im siebten Himmel schweben
Unverkennbar und imposant ist die unendliche Skyline, soweit das Auge reicht. Über 50 Gebäude in Tokyo sind höher als 185 Meter. Aber es geht immer noch höher. Das „Park Hyatt Tokyo“ ragt mit 235 Metern weit über die Wolkenkratzer empor. Eines der Highlights des durch den Film „Lost in Translation“ bekannten Hotels ist der Infinity Pool über den Dächern Tokyos mit einem grandiosen Ausblick – und es scheint, als gäbe es zwischen Becken und Horizont keine Grenzen. Atemberaubend ist die Aussicht aus der New York Bar im 52. Stock. Ein Erlebnis insbesondere nachts, wenn die Stadt in ein Lichtermeer getaucht ist, woraus der Fernsehturm Sky Tree, mit 634 Metern Höhe herausragt. Kein Wunder, schließlich ist er eines der höchsten Gebäude der Welt. Ebenso dominant, wenn auch fast um die Hälfte niedriger, behauptet sich der Tokyo Tower, eine knapp 333 Meter hohe Eiffelturmkopie.
Gegenüber dem Kaiserlichen Palast und dem Hibiya Park, mitten im derzeit wohl angesagtesten Stadtteil Marunouchi, befindet sich das klassische Luxushotel „The Peninsula Tokyo“. Eigens für das Haus schufen 60 Künstler rund 1.000 zeitgenössische Kunstwerke für die 24 Stockwerke des Hotels. Blickfang in der Lobby ist ein Meisterwerk der japanischen Künstlerin Keisen Hama. Ganz aus Bambus gefertigt, zeigt die Skulptur einen über das Universum gebeugten Drachen, der böse Geister fern und das Glück im Haus hält. In der obersten Etage hat das Stardesigner-Duo Yabu Pushelberg mit Holz, Stahl und einer klassisch japanischen Farbgebung ein ebenso modernes wie sinnliches Ambiente im atemberaubendem 360°-Panoramablick-Restaurant geschaffen.
Vergängliche Kunst auf höchstem Niveau: Zum Essen fast zu schade!
Ein absolutes Muss für Gourmets ist ein Besuch bei 3-Sterne-Koch Heinz Beck im Herzen des renommierten Marunouchi Bezirkes. Ob Casual Dining im Restaurant „Sensi“ oder feinste Gourmetkreationen im Restaurant „Heinz Beck“ – der deutsche Spitzenkoch versteht es, seine Gäste mit seinen phantasievoll kreierten Gerichten zu begeistern. Seit vielen Jahren ist Heinz Beck in Rom erfolgreich, dort hält er als einziger Koch mit dem Restaurant „La Pergola“ 3 Sterne. Nun verzaubert er mit seiner Kochkunst auch Tokyo und es ist sicher nicht übertrieben, ihn als erfolgreichsten deutschen Koch im Ausland zu bezeichnen.
Aber was ist nun eigentlich das Besondere an Tokyo? Mitten im Getümmel spürt man die geheimnisvolle Kraft dieser Millionenstadt: Man findet Fahrschulen auf Dächern, Schreine über Tunneln, Kinos in Brückenpfeilern – Japans Hauptstadt ist so eng, dass Platz kreativ genutzt wird. Tradition besteht neben grenzenloser Moderne, die rituelle Schönheit der ursprünglichen Häuser fasziniert ebenso wie die Natur mit blühender Bepflanzung, die den Lärm der Millionenmetropole quasi ausblendet. Nicht zu vergessen: die bunte Skyline, deren Lichter nie ausgeschaltet werden. Ständig entsteht ein neues In-Viertel, Wandel wird zur Konstante, in Tokyo gibt es nichts, das es nicht gibt, denn diese Stadt steht nie still. Nicht einmal um fünf Uhr morgens, wenn der Tag gerade anbricht. Aus meinem Hotelzimmer im Peninsula kann ich beobachten, wie sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken und Hochhäuser bahnt. Es ist eine unscharfe, ferne Sonne, die die Stadt in ein ganz besonderes Licht taucht. Hier wird mir besonders bewußt, dass Japan ja auch das Land der aufgehenden Sonne genannt wird.
Imposant wie das Naturschauspiel, doch auf eine ganz andere Art und Weise ist auch das U-Bahn Netz, eine Welt für sich mit jährlich 3,1 Milliarden Fahrgästen. Sind Sie zum ersten Mal in Tokyo, empfiehlt es sich, die Stadt lieber mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Taxi als mit dem Auto zu erkunden. Denn die etwa 24.000 Straßenkilometer im Großraum Tokio-Yokohama sind eine echte Herausforderung und werden schnell zum Alptraum. Eine Sekunde Unaufmerksamkeit und schon befindet man sich auf dem Schnellstraßennetz, das sich auf mehreren Ebenen kunstvoll durch die Stadt windet. Der Verkehr fliesst mehrstöckig auf Betonbändern. Für Europäer ist es auf jeden Fall sicherer, mit einem Taxi unterwegs zu sein. Ein typisches Tokyo Taxi wird von einem Fahrer mit weissen Handschuhen gefahren, mit dem die Verständigung kaum möglich ist, weil er kaum Englisch spricht. Dafür gehören Häkelüberwürfe auf den Sitzen, eine selbst schliessende Tür und ein stupide vor sich hin summender Luftbefeuchter mit wechselnden Düften zum Standard. Eine ganz besondere Art, Tokyo zu erobern ist die Rikscha, die von einem Einheimischen gezogen wird. In diesem Zweiradwagen lassen sich besonders gern Touristen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren.
Japan ist geprägt von einer unvergleichlichen Ästhetik
Trotz der Moderne halten die Japaner treu an ihrer Religion und den Traditionen fest. Erleben Sie dies beispielsweise bei einem Abstecher in den Süden der Stadt in den wohl schönsten Landschaftspark der Metropole. Inmitten des Hamarikyu-Parks, Idyllisch gelegen auf einer Insel, wird die Teezeremonie zelebriert wie vor Hunderten von Jahren. Erwartet man hier luxuriöses Ambiente, ist die Enttäuschung groß. Sowohl die Teehäuser als auch die Ausstattung sind schlicht gehalten, um den Gästen die Möglichkeit zur inneren Einkehr und Ruhe zu bieten. Von hier kann man direkt mit dem Boot nach Asakusa fahren. Auf der gegenüberliegenden Flussseite ragt das neue Wahrzeichen von Tokyo in den Himmel. Der Fernsehturm Tokyo Sky Tree steht mitten in diesem nördlichen Stadtteil, der durch seine Altbauten einen Kontrast zu den modernen Hochhauskomplexen bildet. Die Häuser, Insbesondere in der Umgebung des Tempels Senso-ji. sind niedriger und vor allem älter als 90 Prozent der restlichen Umgebung. Jeder Quadratzentimeter Land in Tokio ist Gold wert. 12 Millionen Menschen wohnen in dieser Metropole des Wahnsinns, mehr als 20 Millionen im Großraum Tokio, 13 093 Menschen pro Quadratkilometer. Ständig wird in fassungslos schnellem Tempo abgerissen, neu aufgebaut und wieder abgerissen, sodass sich selbst Einheimische regelmäßig verlaufen.
Bei all den aufregenden Möglichkeiten, die Tokyo bietet, wird klar, dass man hier Zeit, Neugierde und Ausdauer im Gepäck haben sollte. Denn diese Stadt, die immer wieder neu auflebt, steht nie stilll….