
«Setjetting» – Auf den Spuren von Frodo, Walter White & Co
- Juni 7, 2014
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Special Destinations
- 0
Dass Filme das Tourismusgeschäft beleben können, ist ein alter Hut. So haben etwa schon Filme wie «Notting Hill» oder «James Bond» ganze Touristenscharen an die Originalschauplätze in London gelockt. In Zeiten von aufwendig produzierten Hochglanzproduktionen hat das Phänomen des «Setjetting», also des Film- und Serientourismus, aber noch einmal ganz neue Dimensionen angenommen. Immer mehr Leute scheuen weder Kosten noch Mühen, um sich einmal wie ihre Stars zu fühlen, und pilgern massenweise an die Drehorte ihrer Lieblingsstreifen. Wir nehmen Sie zu einigen der derzeit angesagtesten Reisezielen der Film- und Serienjunkies mit. Filme sind Wunschmaschinen, die vom Begehren der Betrachter leben. Sie bringen uns zum Träumen, erlauben uns einen zeitweiligen Ausbruch aus der Realität. Gerade heute, wo das Reisen schneller und unkomplizierter abläuft als je zuvor, nehmen sich immer mehr Touristen bei ihrer Urlaubsplanung nicht mehr die klassische Reisebroschüre, sondern das DVD-Booklet ihrer aktuellen Lieblingsserie zur Hand. Ganz egal, wo einen das Fernweh dann auch hintreibt: Alles ist möglich, noch der entlegenste Winkel der Erde ist bequem zu erreichen. Und so führt uns unsere erste Station auch gleich einmal um die Welt: nach Neuseeland, dem Land der Elben und Hobbits.
Neuseeland: Der Herr der Ringe
Die «Der Herr der Ringe»-Trilogie, deren erster Teil «Die Gefährten» im Jahr 2001 in unsere Kinos kam, hat weltweit schon Millionen von Menschen begeistert. Auch jene, die dem Fantasy-Genre zuvor eher skeptisch gegenüber standen, konnten sich dem Bann der fiktiven Welt «Mittelerde» auf Dauer nicht entziehen. Der neuseeländische Regisseur Peter Jackson steht seitdem für bildgewaltiges Abenteuerkino, der seinen Erfolg nicht zuletzt der wilden und spektakulären Naturlandschaft seines Heimatlandes verdankt. Während die Studioaufnahmen fast alle im eher unspektakulären Wellington gemacht wurden, sind es vor allem die Aussenaufnahmen, die die Zuschauer fasziniert haben und einen regelrechten Tourismusboom zur Folge hatten. Gedreht wurde unter anderem am Mount Ngauruhoe, der im Tongariro-Nationalpark liegt und der Frodo-Fans unter dem Namen «Mount Doom» bzw. «Schicksalsberg» bekannt sein dürfte. Weitere beliebte Reiseziele sind der Lake Taupa, ein verwunschener Vulkankratersee, von dem man einen fantastischen Blick auf Mordor hat, sowie das Elbendorf «Hobbingen», das in Wirklichkeit nicht im Westviertel des Auenlandes, sondern bei Matamata, einer kleinen Stadt auf der Nordinsel Neuseelands, liegt. Viele Reiseunternehmen haben sich den Wünschen ihrer Kunden angepasst und bieten verschiedene Touren zu den einzelnen Drehorten an.
Irland und Kroatien: Game of Thrones
Auch die aufwendig produzierte HBO-Serie «Game of Thrones», die gerade dabei ist, alle Zuschauer- und Verkaufsrekorde zu brechen, liess und lässt nach wie vor die Herzen aller Fantasy-Fans höherschlagen. Die Filmkulissen des Fantasy-Epos befinden sich teils in Nordirland, teils in Kroatien; auch in Marokko und im Norden Islands wurde gedreht. Wer also keine Angst vor Feuerdrachen oder Bösewichten wie Gregor Clegane hat, kann sich zunächst in die Nähe der nordirischen Hauptstadt Belfast begeben. Hier lässt es sich auf den Spuren von Ayra Stark durch die «Dark Hedges» von Ballymoney wandern. Auch jene unheimliche Höhle, in der die rote Priesterin Melisandre einst die Geburt des Schattenbabies begleitet hat, kann von Touristen besichtigt werden. Wer dann immer noch einen ruhigen Puls hat, kann sich in die kroatische Stadt Dubrovnik aufmachen, die aufgrund ihrer mittelalterlich anmutenden Altstadt und Parks ebenfalls Schauplatz zahlreicher Episoden war. In Game of Thrones wurde sie in «King’s Landing» umbenannt, die Hauptstadt der sieben Königreiche. Hier hat man als Besucher die Möglichkeit, das Bollwerk Lovijenac zu besuchen. Mit Blick auf die Bucht von Blackwater lässt sich dort nachempfinden, wie es gewesen sein muss, als die Flotte von Stannis Baratheon zum Angriff blies.
Washington/USA und Kanada: Twilight
Auch wenn Stephenie Meyers «Twilight»-Saga bereits zu Ende erzählt ist, wird sie noch ein langes Nachleben führen – und dies nicht nur auf den DVDs der Hardcore-Serienfans, den sogenannten «Twihards». Auch ganz entspannte Freizeitausflügler begeben sich mittlerweile in ihrem Urlaub oder an den Wochenenden in die Fussstapfen der Star-Vampire Kristen Stewart («Bella») und Robert Pattinson («Edward»). Da ist zunächst Forks, eine kleine und von vielen Wäldern umgebene Ortschaft im Nordwesten des US-Bundesstaats Washington. Bis vor Kurzem noch ein völlig unbekanntes und verregnetes Holzfällernest, ist die Gemeinde heute Zwischenstopp auf jeder Twilight-Tour und mit über 70’000 Touristen pro Jahr gut besucht. Den lokalen Tourismusverein freut es: Schon nach dem ersten Kinofilm hat man Schule, Polizeistation und Bellas Klamottenladen herausgeputzt und auf den Ansturm der Fans vorbereitet.
Etwas weiter nördlich, am Küstenhighway Nummer 99 und schon hinter der amerikanisch-kanadischen Grenze, liegt die Küstenstadt Vancouver, die mit ihrem nebligen und ursprünglichen Umland ebenfalls die perfekte Kulisse für Vampire und Werwölfe aller Art abgab. Im Bezirk Squarnish können die Setjetter vor schroffen Felsformationen die Jagdszenen ihrer Stars nachspielen oder sich auf Vancouver Island an die Versammlungen der Werwölfe erinnern. Weitere Lieblingsdestinationen sind das winterliche Bergdorf Pemperton, in dem die entscheidende Schlacht der Cullens gegen die Volturi stattgefunden hat, sowie die im Norden von Vancouver gelegenen Regenwälder des Capilano Parks, wo sich die Vampire einst wilde Verfolgungsjagden lieferten.
New Mexico/USA: Breaking Bad
In Albuquerque, einer eher staubigen 550’000-Einwohner-Stadt in New Mexico, treibt der Serientourismus ebenfalls die wildesten Blüten. Grund dafür ist die von ihren Fans geradezu kultisch verehrte Serie «Breaking Bad», deren Hauptfigur – der an Krebs erkrankte Durchschnittsfamilienvater und Chemielehrer Walter White – zum berüchtigten und gejagten Drogendealer «Heisenberg» mutiert. Dort Urlaub zu machen, wo dieser mitten im Nirgendwo der neu-mexikanischen Wüste seine Drogen kochte, scheint für viele die Krönung ihres Sommerurlaubs zu sein. Die Hauptattraktionen sind das Haus der Familie White, die Oktopus-(Geld-)Waschanlage sowie einige Landstriche rund um die mexikanische Grenze, wo die meisten Aussenaufnahmen gedreht wurden. Mit dem Werbespruch «It’s a trip» wirbt das Fremdenverkehrsamt der Stadt um die Touristen, die nach wie vor in Scharen anreisen und sich mit Blue Sky-Donuts, Blue Meth-Candy und anderen Werbeartikel zur Serie eindecken. Zahlreiche kleinere Unternehmen sind bereits auf die Breaking Bad-Welle aufgesprungen und haben zu einem weltweiten Popularitätsschub der Stadt beigetragen.