Ready … Sit … Eat!
- September 25, 2015
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Uncategorized
- 0
Stippvisite in Irlands Foodie Town Dingle Haben Sie schon mal was von Dingle gehört? Nein? Schade, schliesslich wurde die sturmumtoste Halbinsel am äussersten Südwestzipfel Irlands vom National Geographic Traveller unlängst zur schönsten Destination der Welt gekürt. Auf rund 48 Kilometern Länge ragt Corca Dhuibhne, wie Dingle im Gälischen genannt wird, gleich dem ausgestreckten Zeigefinger einer Hand hinaus in die ungezähmten Fluten des Nordatlantiks, der pausenlos gegen die bizarr geformte Küstenlinie anrennt, und markiert damit den westlichsten Punkt des Kontinents.
Perfekter Einstieg für die Erkundung dieses Naturparadieses ist der rund 30 Meilen lange Slea Head Drive. Er führt entlang der spektakulärsten Küstenabschnitte, ist aber nichts für schwache Nerven. Doch das einmalige Panorama macht Schweissausbrüche, die in den engen Haarnadelkurven angesichts jäher Abgründe und Gegenverkehrs schon mal spontan auftreten können, schnell vergessen. Gleichzeitig markiert die Küstenstrasse einen der attraktivsten Abschnitte des Wild Atlantic Way. Diese insgesamt rund 2.500(!) Kilometer lange, bestens ausgeschilderte Route führt von Derry in Nordirland die gesamte Westküste entlang bis nach Cork im Süden – Weltrekord.
Naturidylle
Geprägt ist das Landschaftsbild jenseits der steil abfallenden, wild zerklüfteten Klippen, die sich mit idyllischen Buchten und einsamen Stränden abwechseln, von majestätischen, sanft geschwungenen Gipfeln. Sie verlaufen wie ein gewaltiges, immergrünes Rückgrat von den Slieve Mish Mountains bis zum Mount Brandon, Irlands mit 952 Metern zweithöchstem Gipfel, über die gesamte Halbinsel. Besonders spektakulär: die Fahrt über den 456 Meter hohen Conor-Pass. Im Sommer schmücken Millionen wilder Fuchsiensträucher entlang der Strassen und Wege das endlose Grün mit leuchtend roten Farbtupfen. Auf den feuchten Wiesen wiegen sich dazu wilde Callas und Heidekraut, das mal in aristokratischem Purpur, mal strahlend weiss erblüht, im Takt. Die Berghänge dagegen sind mit saftigen Weiden bedeckt, die von Trockensteinmauern eingefasst werden, zwischen denen Schafe und Rinder grasen. Derweil jagt der stramme, fast ununterbrochen wehende Westwind mächtige Wolkenformationen über den tiefblauen Himmel und sorgt dafür, dass das Wetter im Stundenrhythmus wechselt. Sonnenschein, Nebel und Regen liegen so oft nur einen gefühlten Wimpernschlag auseinander.
Kein Wunder, dass Dingle bei Outdoorfreaks und Wanderern als Geheimtipp und gleichzeitig als Kronjuwel im Diadem der Naturschönheiten des County Kerry gilt. Vor allem weil dieses abgelegene Eiland selbst während der Hochsaison weit weniger überlaufen ist als die zweite Blockbuster-Destination in Irlands Südwesten, der nahe gelegene Ring of Kerry. Ausserdem ist Dingle geradezu übersät von Kulturdenkmälern aus der frühchristlichen Epoche und der Eisenzeit. Nirgendwo sonst in Irland gibt es eine vergleichbare Anzahl von Menhiren, Mönchsklausen, Klosterruinen, Befestigungsanlagen, aber auch historischer Cottages – insgesamt mehr als 2.000! Sehenswert sind z.B. das Dunbeg Fort, die Ogham Stones, das Gallarus Oratory oder die Beehive Huts von Fahan, die wirklich ein wenig an steinerne Bienenkörbe erinnern.
Weltenbummler & Kunsthandwerker
Tatsächlich übt dieses weitgehend unberührte Fleckchen Erde so eine fast magische Anziehungskraft auf Weltenbummler aus aller Herren Länder aus, die sich hier vor allem seit den 80er-Jahren niedergelassen haben. Darunter zahlreiche Kunsthandwerker. Doch eigentlich war Dingle schon immer ein ziemlich kosmopolitisches Fleckchen. Schliesslich ist die spanische und portugiesische Küste nur rund vier Seetage entfernt, ja, der gleichnamige Hafen der Halbinsel zählte im 16. Jahrhundert zu den bedeutendsten Häfen Europas. Die wichtigsten Exportgüter waren Wolle, Leder, Pökelfleisch, Fisch und Butter, während die Spanier vor allem Wein, Steinsalz, edle Tuche und Kohle lieferten. Gleichzeitig war das Küstenörtchen zentrale Anlaufstelle für Pilger auf dem Jakobsweg, die von hier an die spanische Nordküste übersetzten. Kein Wunder also, dass zu dieser Zeit neben Irisch, das noch heute vor allem im Westteil Dingles gesprochen wird, Spanisch und Französisch die dominierenden Sprachen waren. Englisch kam erst an vierter Stelle. Und so erstaunt es auch nicht, dass sich in der Inselarchitektur hie und da typische Elemente spanischer und portugiesischer Baukunst erhalten haben.