Queensland – Unterwegs im Outback
- Februar 12, 2016
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Das von der Sonne gegerbte Outback, das Hinterland Australiens, gehört zu den letzten nahezu unberührten Gebieten der Welt. Eine Landschaft voller Abenteuer, aber auch magischer Momente. «Warm, freundlich und vor allem gross» – so preisen die Queensländer begeistert ihre Heimat. Kein Wunder, gehören doch zu Queensland das grösste Korallenriff und die grösste Sandinsel der Welt. Auf Queensland wachsen die einzigen tropischen Regenwälder Australiens, und im Landesinneren lockt die raue Schönheit des nahezu menschenleeren Outback. Queensland ist nicht nur ein Ferienparadies??– es ist Australien im Kleinformat! Kleinformat sollte man jedoch nicht allzu wörtlich nehmen, denn mit seinen 1.73?Millionen Quadratkilometern beansprucht der Staat 22.5?Prozent Australiens. In Queensland wohnen rund 3.5?Millionen Menschen, das sind 15?Prozent der Gesamteinwohnerzahl des Landes. Die meisten Queensländer besiedeln den fruchtbaren und touristisch relevanten Küstenstreifen zwischen Brisbane und Cairns; allein über 60 Prozent leben in Brisbane selbst oder im 150-Kilometer-Radius der Stadt.
Das grösste Lavaröhren-System der Welt
Nur wenige leben im wilden Hinterland des Staates, dem staubigen Outback, welches sich im Westen bis in das Northern Territory hineinzieht. Das Outback ist ein eher unwirtschaftliches, riesiges Gebiet mit endlosen, nahezu verkehrsfreien Strassen und Wegen mit wenigen, dazu noch winzigen Siedlungen. Auf Hunderten von Kilometern trifft man höchstens auf ein paar Rinder. Irgendwo im Nirgendwo türmen sich Hunderte von Bauwerken emsiger Termiten auf. Doch genau diese Rauheit und Menschenleere macht den Reiz dieser Gegend aus. Unterwegs im Outback heisst Weite erleben, eine staubige Einsamkeit, aber auch sternenklare Nächte und atemberaubende Landschaften.
Ein Outback-Abenteuer verspricht der Ausflug zu der gigantischen Lavaröhre von Undara. Bis zu 20 Meter hoch, manchmal 30 Meter breit und über 100 Kilometer lang zählt sie zu den grössten und längsten der Welt. Entstanden sind die Lavaröhren vor 190’000?Jahren. Bei der Eruption des Undara-Vulkans suchte sich die Lavamasse ihren Weg. Der heisse Strom erkaltete an der Oberfläche und bildete eine Basalt-Kruste. Im Inneren floss die Lava weiter. Zurück bleib ein Tunnelsystem, das sich heute gut in der ausgedehnten Savanne versteckt. Die riesigen Lavaröhren sind an einigen Stellen durch Deckeneinbrüche zugänglich, um die herum sich dichte Vegeta-tion ansiedeln konnte. Im Tunnel selbst leben verschiedene Fledermausarten, die tagsüber kopfüber an den Tunnelwänden hängen, während sie bei Einbruch der Dunkelheit zu Tausenden nach draussen ausschwärmen. Auf den Ästen der Bäume an den Tunneleingängen leben braune Baumschlangen und Pythons, die sich nachts die ein oder andere vorbeifliegende Fledermaus schnappen. Die Tausenden ausschwärmenden Fledermäuse sind ein spektakuläres Naturereignis. Insgesamt können sieben Kilometer Röhre unter Führung eines Savavvah Guide besucht werden. Die Touren starten bei der Undara Lava Lodge. Um die Lodge herum kann man auch auf eigene Faust Buschwanderungen unternehmen. Dafür erhält man an der Rezeption einen Plan mit verschiedenen Routenvorschlägen. Einen herrlichen Ausblick über die Savannenlandschaft hat man beispielsweise vom Hügel «The Bluff», und auf dem Weg dorthin stehen die Chancen sehr gut, ein Känguru oder Wallaby zu erspähen.
Die Schluchten der Cobbold Gorge
Das Outback besitzt trotz seiner Kargheit jede Menge kleiner Paradise wie beispielsweise die Cobbold Gorge. Sie ist eine der weniger bekannten Sehenswürdigkeiten Queenslands und liegt zirka 260 Kilometer südwestlich von Undara. Die Schönheit und Abgeschiedenheit der Schlucht entschädigt für die lange Fahrt vorbei an roter Erde und vielen Termitenhügeln. Sie entstand durch eine Kombination von besonderen geologischen Gegebenheiten. Die Schlucht selbst kann nur auf einer Führung besichtigt werden. Jeden Tag startet eine dreistündige Tour mit einem Experten, der mit seinem Wissen und seiner Liebe zu dieser Gegend einzigartig ist. Zunächst wandert man mit einem Guide zum oberen Felsplateau??– hier bietet sich eine spektakuläre Aussicht auf die verschiedenen Schluchten. Mit etwas Glück findet man auf dem Weg zur Schlucht sogar einen Edelstein, denn diese Gegend Australiens ist dafür bekannt.
Danach geht die Tour auf dem Wasser weiter, in kleinen elektrisch betriebenen Booten geht’s auf schmalen Windungen in die Tiefen der Schlucht. Hinein in den Grand Canyon im Kleinformat. Diese Fahrt durch die schmale Schlucht verschlägt einem den Atem. Die Schlucht strahlt eine ungewöhnliche Ruhe aus und ist ein wirklicher magischer Ort, der manchem Besucher vor Rührung die Tränen in die Augen treibt. Die Gorge ist auch das Zuhause einer Gruppe Freshwater-Krokodile. Häufig sieht man sie beim Sonnenbaden oder beim Schwimmen im klaren Wasser. Ein Ausflug in die Cobbold Gorge entführt in die Urzeit des australischen Kontinents: bizarre Felsformationen, enge Schluchten, schroffe Gesteinssammlungen??– immer wieder bieten sich spektakuläre Aussichten in dieser Millionen Jahre alten Schlucht, welche vor noch gar nicht allzu langer Zeit erst entdeckt wurde.
Bushwalk?&?giftiges Getier
Der engagierte Guide erklärt, wie die Schlucht entstanden ist, und führt in die Geheimnisse des Outback ein. Auf einem Bushwalk erfährt man mehr über verschiedene Bushtucker (essbare Pflanzen), Giftpflanzen und Gewächse mit Heilwirkung. Aber auch über die giftigen Tiere Queenslands. Von 165 Schlangenarten Australiens sind rund zwei Drittel giftig, und 25 gelten als gefährlich für den Menschen – einen derartigen Prozentsatz hat kein anderer Kontinent vorzuweisen. Hinzu kommt, dass die «Top Ten» der giftigsten Schlangen der Welt fast ausnahmslos von australischen Giftnattern gebildet werden. Das alles hört sich jedoch weit erschreckender an, als es in Wirklichkeit ist. Von allen potenziell gefährlichen Tieren gehören Schlangen im Grunde zu den harmlosesten. Menschen stehen nicht auf dem Speiseplan von Schlangen. Und sie haben nur wenig Interesse daran, ihr wertvolles Gift, das sie zum Beuteerwerb dringend benötigen, bei der Abwehr von Zweibeinern zu verschwenden. Schlangen verschwinden meist schon, sobald man sich ihnen auf zehn Meter nähert, denn sie spüren die Vibration des Bodens. Es gibt viele Menschen, die schon etliche Male, auch in entlegensten Gebieten Australiens, unterwegs waren und noch nie eine Schlange zu Gesicht bekommen haben. Sollte man wider Erwarten doch mal gebissen werden, ist das Allerwichtigste, Ruhe zu bewahren. Keinesfalls darf man die Wunde abbinden, aussaugen oder mit dem Messer darin hantieren. Schnellstmöglich einen Arzt aufsuchen. Die meisten Einheimischen wissen, was zu tun ist.
Die fliegenden Ärzte?&?virtuelle Klassenzimmer
Noch heute ist das riesige Outback grösstenteils unerschlossen und äusserst dünn besiedelt. Vor 1928 bedeutete eine schwere Krankheit den sicheren Tod. Seit es den Royal Flying Doctor Service (RFDS) gibt, hat sich das grundlegend geändert. Die auf der Welt einmalige Organisation ist auch heute im Zeitalter der Satellitenkommunikation so wichtig wie im Jahr ihrer Gründung. Heute werden von 17??Flughäfen aus mit 38??Flugzeugen und 376??Angestellten etwa 170’000 Patienten betreut. Pro Jahr fliegen die Piloten des RFDS über 1.2 Millionen Kilometer. Ausser den Notfalldiensten hält der RFDS regelmässig Kliniktage ab, bei denen die Bewohner der entlegenen Gegenden mit ihren kleineren medizinischen Problemen zum Arzt kommen. Doch die «Bushies», wie die Menschen im Outback häufig genannt werden, sind hart im Nehmen. Kleinere Wehwehchen werden selbst kuriert. Doch viele Outback-Bewohner haben ihr Leben den fliegenden Ärzten zu verdanken. Motorradunfälle der Cowboys der Neuzeit sorgen ebenso für Arbeit wie Arbeitsunfälle, Schlangenbisse, Geburten oder Bergwerksunglücke. Die fliegenden Ärzte können jeden noch so abgeschiedenen Ort innerhalb von maximal zwei Stunden erreichen. Die grösste Herausforderung des Outback ist also seine Abgeschiedenheit, was besondere Massnahmen bedingt, und das nicht nur in medizinischer Verpflegung. Auch im Bereich Bildung mussten sich die Outback-Bewohner einiges einfallen lassen. So entstand beispielsweise die die School of Distanz Education??– eine Fernschule. Hier unterrichten Lehrer Kinder auf abgelegenen Farmen, und zwar per Funk und Internet. Im Outback herrscht also das virtuelle Klassenzimmer. Die Schule hat zirka 170??Schüler bis zur zehnten Klasse in einem Einzugsgebiet, das grösser ist als Deutschland. Zusätzlich zum Funk- und Internetunterricht erhalten die Kinder alle zwei Wochen ihre Lerneinheiten per Post, auch Schularbeiten werden auf diesem Wege korrigiert. Doch so einsam und abgeschieden das Leben im Outback auch erscheint, nehmen Sie sich Zeit, mit Einheimischen Kontakt aufzunehmen. Am besten in einem der unnachahmlichen Strassenpubs, Treffpunkt für die weitverstreut Wohnenden, hier lernt man einen ganz eigenen Menschenschlag kennen. Denn auch wenn die «Bushies» oft Hunderte von Kilometern auseinander leben, sind sie gesellige Leute.