
Perlen für die Sonne
- November 29, 2016
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Von den sanften Hügeln im Osten um Conegliano über die steil abfallenden Hänge bis nach Valdobbiadene entsteht der Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore, der frisch perlende Wein der Sonne und Lebensfreuden. Der Weinbau erschuf über Jahrhunderte eine einladende Kulturlandschaft im Treviso. «Der Prosecco ist ein einfacher Wein», sagt Filippo Taglietti vor der Scuola Enologica di Conegliano, der ältesten Weinschule Italiens. Er ist der Technische Verantwortliche des Konsortiums, das sich um den Prosecco verdient macht. Die Aussage darf man mit einem Augenzwinkern verstehen, denn immerhin bemüht man sich hier um die stetige Verbesserung des Proseccos, der Conegliano und das gesamte Anbaugebiet des Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore in seinem Wesen prägt. Die Landschaft wird seit Jahrhunderten von den Menschen gestaltet und ist auf dem Weg zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Südhänge sind von Weinreben bewachsen, von denen die Menschen hier leben, die Nordhänge sind bewaldet, und auf den Hügeln und Graten stehen alte Schlösser, Dörfer und Wehranlagen. Nur hier darf seit 1969 Conegliano Valdobbiadene Prosecco Superiore produziert werden. Am frühen Abend füllen sich die Strassen mit Autos, die zum Aperitif fahren. Der Prosecco ist ein Wein für jeden Abend.
Strada del Prosecco
Drei Jahre vor der regionalen Qualitätssicherung durch die Regionale-Ursprungsbezeichnung wurde die erste Weinstrasse Italiens gegründet, die durch die grüne Landschaft von Conegliano nach Valdobbiadene zieht. Valdobbiadene ist vor allem Produktionsstandort, wohingegen Conegliano mit seiner gemütlichen Altstadt einladend ist. Im Mittelalter war nur der Berg in der Mitte der Stadt von venezianischem Adel bewohnt, doch zog der Adel bald an den Fuss des Berges. Die alte Route hat mittlerweile reichlich Zuwachs bekommen, sodass entweder Verkostungen in Restaurants und Weingütern, schöne Natureindrücke oder die alten Kirchen, Wehrtürme und Dörfer locken. Die Landschaft wird mit jedem Kilometer, den man sich Valdobbiadene nähert, steiler, die Berge höher und die Täler tiefer. An jedem freien Fleck an den Südhängen wird Wein angebaut, der den Anblick der Region prägt. Die Böden wandeln sich. Im Osten ist die Erde vom Eisenoxid rot, im zentralen Gebiet tonhaltig und teils mit Mergel und mit Sand durchzogen, der im Westen den Boden der alten Weinböden bildet. Die Böden und die verschiedenen Hänge machen den Geschmack aus und Prosecco so vielfältig.
So weit das Auge reicht
Auf einem Hügel steht San Pietro di Feletto, die älteste Kirche de Region. Ein einfacher romanischer Bau, von dem man in die Berge vor Valdobbiadene blicken kann. Die Ebene und die sich dahinter erhebenden Berge sind, so weit die Sonne reicht, mit Wein bepflanzt. Neben dem Hauptportal, unter den Holzbalken, die das Vordach tragen, zeugt ein Fresko aus dem 12. Jahrhundert von der alten Tradition, die hier der Weinbau hat, der die Landschaft prägt. Der gekreuzigte Jesus ist auf dem Fresko von Arbeitsgeräten umgeben, die ihn foltern. Manche werden noch immer im Weinbau verwendet. Es ist eine Mahnung, sonntags nicht zu arbeiten. Hier sieht man die lange Tradition, die das Leben der Menschen, ihre Arbeit und Freuden, und die Landschaft prägt. Die meisten Dörfer wurden vor dem 16.?Jahrhundert gegründet, und heute verstecken sich in den Kirchtürmen Sendemasten.
Zu Gast bei Winzern
Seit einigen Jahren öffnen sich die Weingüter den Besuchern und bieten neben Verkostungen auch Übernachtungsmöglichkeiten an. Ein besonderer Ort ist das abgeschiedene Rolle, das der italienische Dichter Andrea Zanzotto als eine «von den Göttern geschickte Postkarte» beschrieben hat. Der Blick von der einzigen Dorfstrasse reicht über die vielen Bergrücken in den Horizont. Hinter Rolle hat Andrea Baccini sein Weingut. Es kann für das Leben für und von dem Prosecco stehen. Im 16.?Jahrhundert war es ein Kloster. Harte Arbeit und Wein prägten das Leben der Mönche, bis Jahrhunderte später der «Bauernpoet» Nino Mura das Weingut übernahm und rauschende Feste feierte. Andrea geht mit der Zeit und hat hier eine gemütliche Herberge eingerichtet, bei der es Gemüse, Fleisch und Olivenöl aus eigener Erzeugung gibt. Und Prosecco – ehrlich, prickelnd und gut.