
New York Streetfood – An einem Tag um die ganze Welt
- Juli 10, 2013
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Liebe geht durch den Magen, Sightseeing auch. Denn in New York City bauen sich jeden Tag Foodtrucks mit dem besten Essen auf, das der Globus zu bieten hat – diese sind zum Kult avanciert. «Weisst du, wo der Schnitzel-Truck heute steht?», lautet eine alltägliche Frage, die Perry per Twitter empfängt. Mobiles Munchies heisst sein Account beim Kurznachrichten-Dienst. Und Perry kennt natürlich auch die Antwort. Denn Streetfood hat sich in den Jahren in New York ziemlich verändert. Als ich zum ersten Mal 1992 im Big Apple war, fand man zwar überall kleine silberne Wägelchen auf der Strasse, aber verkauft wurden dort morgens nur Bagels, Kaffee oder Obst. Wenn man Glück hatte, war die Qualität akzeptabel. Mittags kamen neue Händler hinzu und verkauften den klassischen «Dirty Water Hot Dog» – meist ein viel zu lange im Wasser gelegenes Würstchen in einem faden Brötchen serviert. Um dem Ganzen ein wenig Geschmack zu geben, klatschten die Händler noch Gurken, frittiere Zwiebeln und allerlei Sossen darauf. Nach dem Motto: Der Hunger treibt’s rein.
Seit einigen Jahren kann sich so etwas keiner mehr erlauben. Die New Yorker und auch die Touristen sind wählerisch geworden, und im sprichwörtlichen Melting Pot köcheln jetzt erfahrene Köche – aber eben in LKW. Streetfood auf höchstem Niveau.
Der Streetfood-König von New York City
Perry Resnick war ein Streetfood-Esser der ersten Stunde. Er arbeitete als IT-Experte in Manhattan und war irgendwann mittags gelangweilt von den Angeboten der umliegenden Cafés und Delis. «Da gab es immer nur den gleichen Kram», erzählt er. Also liess er sich in seiner Pause treiben und schaute, was es sonst noch gab. Als die ersten Foodtrucks kamen, war das für ihn ein echter Gewinn. «Ich habe damals Twitter genutzt, um meinen Freunden schnell mitzuteilen, wo ich gerade diese hervorragende vietnamesische Suppe esse», erinnert er sich. «Ich konnte jeden Tag einen anderen Truck mit anderem internationalen Essen ausprobieren.» Schnell sprach sich sein Twitter Account herum und er wurde zum Experten. Seitdem betreibt er eine Website, die er täglich pflegt und auf der er das Essen der Foodtrucks bespricht. Seine Meinung ist seit Jahren unbestechlich. Die Auswahl ist riesig und er postet jeden Tag auf Twitter, Facebook und seiner Internetseite, wo man die besten Trucks findet.
Saftige Burger, exotische Speisen – alles vom Truck
Denn heutzutage ist es schwierig geworden, um die Mittagszeit durch New York City zu gehen, ohne von den verschiedenen Düften verführt zu werden. Die Wagen stehen an jeder Ecke. Die hungrigen Kunden verlangen nach Hinweisen, Tipps und Einordnung des grossen Angebots. Ein Klassiker und einer der Mütter aller Foodtrucks ist «Frites’n’Meat», der hausgemachte Burger mit Pommes frites anbietet. Bezogen werden die Zutaten von besten lokalen Produzenten, die Pommes frites werden nach belgischer Art zweimal frittiert. Seit einiger Zeit kann man die Burger sogar online ordern. Wo man den Truck selbst findet, kann man natürlich bei Perry nachlesen.
Aber es gibt auch Exotischeres zu entdecken. Im vergangenen Jahr machte sich ein Händler mit ausgefallenem Essen aus Peru schnell einen Namen. «Morocho» nannte er seinen kleinen Wagen. «Aji de Gallina» heisst eines seiner pikanten Gerichte, das aus Hühnchen, Eiern und Kartoffeln zubereitet wird. In Peru selbst ein Klassiker, auf den Strassen von New York und für viele Besucher der Stadt ein echtes Novum. Die Küche war dauerhaft so gut, dass der Foodtruck schon im ersten Jahr den seit Jahren verliehenen «Vendy Award» eingeheimst hat.
Der Insider Perry wäre kein New Yorker, wenn er nicht schnell gemerkt hätte, wie viel Erfolg er mit seinem Wissen erzielen kann. Bereits vor zwei Jahren machte er sich während seiner Feierabende ans Werk und bastelte an einer App für Smartphones, die es jedem möglich macht, die besten Streetfood Trucks per einfachem Klick zu lokalisieren. 2011 dann ging die App online. Die Händler können ihren Standort für den Truck einfach eingeben und jeder Hungrige kann den Truck so ohne lange zu suchen finden. Bei über 3000 Foodtrucks eine geniale Lösung für das Problem: Wo gibt es das beste Sushi, die besten Burger oder das beste Schnitzel um die Ecke? Schnell, gut, aber trotzdem günstig?
Die Lieblingstrucks des Insiders
Perry isst seit 2010 mittags ausschliesslich bei Streetfood Trucks. «Ich habe natürlich auch meine Lieblinge», verrät er mir, «der Schnitzel-Truck, bei dem ich mein erstes Streetfood gegessen habe, gehört ganz klar dazu.» Jahrelang gleichbleibende Qualität zu bieten, ist ein Muss für die Trucks, denn durch die schnelle Verbreitung im Internet haben die Köche verstanden, dass die Kunden sie schnell abstrafen, wenn der Service nicht mehr stimmt. «Es gibt Trucks, die so berühmt geworden sind, dass die Schlangen davor auch mal gleich mehrere Meter oder gar einen ganzen Block lang sind», weiss Perry zu berichten. Einige Foodtruck-Betreiber haben deshalb schon einen zweiten Wagen auf die Strassen gebracht oder sich vergrössert, andere sind sogar sesshaft geworden und haben richtige Restaurants eröffnet. Der Vorteil eines Foodtrucks liegt aber für Besitzer und Kunden ganz klar auf der Hand: Der Abverkauf vom Wagen geht schneller und ist günstiger.
Ein weiterer Liebling von Perry ist der Taim-Falafel-Wagen. «Das Pita-Brot ist warm, der Salat kann nicht frischer sein und die Portionen sind grosszügig», schwärmt er. Sechs handgeformte und gut gewürzte Falafel-Bällchen kommen in die Brottasche. Dazu gibt es hausgemachten Hummus und allerlei Sossen. Das ganze Sandwich für sieben Dollar.
Nur an kalten und regnerischen Tagen steht hier keine wartende Meute.
Foodtrucks, ein weltweiter Trend
Es hat nicht lange gedauert, bis die Streetfood-Welle über das ganze Land gezogen ist und auch Los Angeles, San Francisco und andere Städte überrollt hat. Sogar in Europa gibt es erste Pioniere, die sich hier an diesem Geschäftsmodell versuchen. Zum Teil sehr erfolgreich wie der Burger-Wagen «Le Camion Qui Fume» in Paris.
Ein weiterer Trend ist auch an der Streetfood-Szene nicht vorbeigegangen: das Verlangen nach gesundem Essen. Es gibt den «NYC Healthy Bites»-Wagen, der täglich seinen Standort wechselt. Serviert wird alles, was New Yorker lieben, allerdings in der Bio-Variante: Hot Dogs, Burger, Vegetarisches. Und wer noch mehr Gutes tun möchte, kann beim Wagen von «Cinnamon Snail» vegane Köstlichkeiten essen. 20 Prozent der Erlöse gehen direkt zum Charity Projekt von Earth Share New York, einer Organisation, die sich für nachhaltige Umweltprojekte einsetzt.
«Aber natürlich ist Sinn und Zweck des Ganzen immer noch: einfach gut, schnell und günstig essen», meint Perry. «Ganz egal, worauf du Hunger hast: Du wirst es in den Streetfood-Wagen von New York finden und dir wünschen, das gäbe es auch in deiner Stadt», sagt Perry, bevor er lächelnd in sein Schnitzel von seinem Lieblingswagen beisst. Das schmeckt ihm einfach immer noch am besten.