
Marrakesch
- Februar 12, 2016
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«Marroko gleicht einer Zimmerflucht, deren Türen sich öffnen, sobald man auf sie zugeht. Jede Tür eröffnet einen anderen Ausblick: auf einen Raum, ein Gesicht, eine Stimme, ein Geheimnis.» – Worte des marrokanischen Schriftstellers Tahar Ben Jelloun Und wahrhaftig – in der ehemaligen Hauptstadt Marrokos weiss man schon bald nicht mehr, wo man hinschauen soll, so viele «Türen» öffnen sich auf den Wegen zwischen der verschachtelten Medina und unzähligen Mezquitas, den berühmten Mayorell-Gärten mit ihrem Yves Saint Laurent Memorial und den labyrinthartigen Souks; den unzähligen alten, teils stillen Winkeln und Gassen, teils überbordenden Hinterhöfen mit Händlern, Schlachtern, Färbern, Schmieden, Mischern von diffusen Heilpulvern. Auf dem berühmten Jemaa el-Fna, einst schauriger Schauplatz von Hinrichtungen und aufgespiessten Köpfen der verurteilten Delinquenten, scheint die Zeit stehen geblieben zu sein, finden sich noch heute die mittelalterlichen Geschichtenerzähler, die Gaukler und die Schlangenbeschwörer.
Wenn es Nacht wird in Marakesch…
Nachts wie aus dem Nichts plötzlich ganze ambulant hingezimmerte Reihen von Essensständen, die mit 1?000 und einer schummerigen Glühbirne beleuchtet werden. Drumherum ein Treiben wie im Bienenkäfig von Teppichwebern, Silber- und Edelsteinhändlern, Ständen mit handgenähten Kaftanen und Brokat-Kleidern, Gerbern von feinen Ledern, die zu Rucksäcken und Taschen werden, ganzen Höfen gefüllt mit allen Hühnern, Regenbogenfarben an Mosaiken, traditionellen marrokanischen Keramiken von Töpfen und Tellern, Briefeschreibern an Batterien alter Pulte, unzähligen ratternden Nähmaschinen, die aus jedem Ballen Seide oder Samt ein raffiniertes Gewand schaffen. All diese kostbaren und traditionellen Kunsthandwerke und Materialien sind auch der Stoff, aus dem, gepaart mit brillantem avangardistischem Design, der Traum von einem königseigenen Hotel geschaffen wurde – das «Royal Mansour». Am schönsten zentralen Ort Marrakeschs, nur ein paar Steinwürfe entfernt vom Jemaa el-Fna und einem der Wahrzeichen Marrakeschs, der Mezquita Koutoubia, liegt dieser marrokanische paradiesische Hotelpalast.
Ein Hort der Ruhe
Ein gigantisches schmiedeeisern geschmücktes Tor öffnet sich zu meinem «Zimmer» – ein dreistöckiges eigenes Riad. «Und ab hier ist alles Ihres», sagt mein persönlicher Butler und zupft derweil in meinem soeben betretenen patio meines Hauses die im Brunnen schwimmenden Rosenblätter zurecht. Gleich neben dem nach Blüten und Minze duftenden patio voller Mosaike befinden sich der Salon und Diningroom und die angrenzend generöse Bar mit einem Meer von pitoreseken Stoffen bezogenen Kissen. Eine weitere gewaschene Sandstein-Treppe rauf geht es auf die Terrasse zum eigenen Pool und Dachgarten. Überall stehen Kelche mit Früchten und den typischen marrokanischen Süssigkeiten parat. Mein wunderschönes holzvertäfeltes und mit feinsten Wandbespannungen ausgestattetes Schlafgemach befindet sich in erstem Stock. Granit, Marmor, Onyx, arabische Steinarbeiten, das marrokanische Mosaik Zellij, die Bejmat-Keramik, kunstvolles Parkett aus Ziegeln, Intarsien aus Edelhölzern, Muscheln, Mutterperlen, Silber- und Goldfäden bestimmen das Bild des atemberaubend schönen Interior-Designs des Riads.
Jedes Riad ist eine faszinierende Fusion aus arabischer Tradition, marrokanischem Design und gleichzeitig funktioneller Modernität, die nirgendwo die visuelle Ästetik stört. Feinste Öle, duftende Seifen und Gele, ausgesuchte Cremes und extra angerührte Essenzen laden im Badezimmer, das eher eine Badelandschaft ist, zu Privat-SPA-Orgien ein. Es ist ein kleines wahres Paradies. Das Wohnen in einem der gesamten 53 Royal Mansour Riads ist kostbarer und stilvoller Retiro, ist Kultur leben und sämtliche Sinne beleben mit Bildern, Düften, Geschmäckern, Musik. Dazu eine «klingende» mystische Ruhe im umliegenden Park, ein Meer von vielfältiger kreativ konzipierter Flora geschaffen vom spanischen Natur-Designer Luis Vallejo: «Das Konzept folgt der marrokanischen Geschichte und Interpretation des andalusischen Konzeptes im Hinblick auf die Erhabenheit hispano-arabischer Gärten. Dafür haben wir Olivenbäume aus dem Agdal umgepflanzt die 700 bis 800?Jahre alt sind, und hundertjährige Palmen aus dem Areal Agadirs», so Vallejo.
Sanitas per Aqua
Zwischen den unzahligen gigantischen Palm-, Pflanzensorten und Festung-anmutenden Mauern dicht gekleidet mit Blütenteppichen ein Konzert von magisch-meditativen Geräuschen: das Murmeln von Wasser, der Gesang exotischer Vögel, zu heiligen Stunden vermischt mit dem des Muizinrufes. Wasser in jedweder Form: Quellen, Brunnen, Wasserfälle, in glänzenden Steinmosaiken verlaufende Bäche, Teiche – Wasser hat eine zentrale und vitale Bedeutung und ist ein mystischer Aspekt in jedwedem Riad Marrokos und im arabischen Alltag, es bedeutet Leben zu schenken. Mit Wasser wird die Atmosphere lebendig, spiegeln sich in jedwedem Material die Lichtreflexe der Landschaft in magischer Form, etwa wie in einem impressionistischen Gemälde. Das heilende Wasser – «Sanitas per Aqua» ist die Etymologie von SPA, im hauseigenen als eigenständiger Riad konzipierten Wellness-Palast des Royal Mansour setzen die vormals im Pariser «George V» agierenden Fanny Galaman und Odie de Vars ihre Philosophie mit einer Mischng aus arabischen und europäischen Massagen, Kosemetika und Bädern um. Hier wie überall im Royal Mansour scheint das Leben ein nicht enden wollendes Fest der Sinne. Düfte und Essenzen von Rosen, Zitrus, Gardenien, Jasmine, Honig, Thymina, Basilikum, Minze, Rosmarine, Eukalyptus allerorts.
Kulinarisches
So auch in der Küche des Pariser 3-Sterne-Chefs Yannick Alléno, hier regieren insbesondere die Vielfalt der marrokanischen Gewürze und Kräuter. Sie inspirieren den gefeierten Alléno immer wieder zu neuen Ideen: «Ich entdecke wundervolle lokale Rezepte, die wir mit kreativen komplexen Formeln neu beleben. Meine Idee ist für unsere Gäste unvergleichliche Momente zu schaffen, die eine Konzentration von Emotionen über den Gaumen und gleichzeitig über das Visuelle sind. Ein authentisches Erleben, eine erhabene Erfahrung, aber in ihrer edlen Einfachheit, restlos frei von Hochmut.» In den Gourmet-Tempeln «La Table I», «Grande Table Marocaine» und «Gran Table Francaise» und der «Libraire Patisserie» mit dem berühmten Feingebäck werden die einzigartigen arabischen Traditionen zelebriert und mit innovativer Kulinarik gepaart.
Egal, welche «Tür» man öffnet – es scheint, als sei er im Royal Mansour geboren, der (In-)Begriff von Genuss, Sinnlichkeit und Gastfreundschaft. Im «Royal Mansour» darf man «der Gast ist König» wörtlich nehmen. Nie habe ich mich «royaler» gefühlt.