
In nordischer Manier über den Schnee gleiten
- Januar 21, 2019
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- Urs Huebscher
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Ob klassisch oder im Skating-Schritt: Der Langlaufsport erfreut sich seit Jahren einer langsam, aber stetig wachsenden Beliebtheit. Die Kombination aus Technik, Fitnesstraining und Spass an der frischen Luft passt zum Zeitgeist. Tolle Loipen durch wunderbare Landschaften gibt es in der Schweiz und auch im benachbarten Ausland zuhauf. Eine kleine Auswahl.
Es sieht schwieriger aus, als es ist. Die Skating-Technik beim Langlauf ähnelt jener beim Schlittschuhlaufen. In rhythmischen Bewegungen gleitet man mit seitlichen Ausfallschritten vorwärts, abwechselnd mit dem rechten, dann mit dem linken Bein. Die schulterhohen Stöcke dienen zum Abstossen im Schnee und vor allem in der Lernphase dem Gleichgewicht. Balance ist die halbe Miete. Wer sie nach einem empfehlenswerten Einführungskurs und ausreichend Übungsstunden einmal gefunden hat, kann die Oberschenkel so richtig powern lassen – oder es auf der Loipe auch gemütlich nehmen. Die Intensität bestimmt jeder für sich selbst. Skating ist vor allem bei jüngeren Neueinsteigern äusserst beliebt, ebenso treu ist eine Vielzahl von etablierten Langläufern der klassischen Technik, auch bekannt als Diagonalschritt. Im Schatten der globalen Strahlkraft zahlreicher Alpin-Ski-Destinationen hat die winterliche Schweiz auch den Fans des nordischen Skisports mit den dünnen Latten eine Vielzahl an wunderbaren Landschaften und Infrastrukturen zu bieten. Sobald die Schneedecke eine minimale Dicke erreicht, fahren die Loipenfahrzeuge nicht nur in alpinen Regionen, sondern auch im Flachland in grosser Zahl auf und spuren innert Stunden tolle Routen durch Felder und Wälder. Wer sich für 140 Franken einen Langlaufpass sichert (www.langlauf.ch), hat für die ganze Saison freien Zutritt auf das landesweit 5 500 Kilometer umfassende Loipennetz in 160 Schweizer Langlaufgebieten und zahlt solidarisch seinen Beitrag für deren optimale Präparation.
Wer hat’s erfunden?
Die Nordländer! Wer Langlauf denkt und den Sport lebt, kommt um die nordischen Länder nicht herum. Nachfolgend drei Highlights und Tipps für Geniesser und Wettkämpfer.
Langlaufparadies Engadin
Eine Perle des Schweizer Langlaufsports ist das Engadin. Destinationen wie Celerina oder Pontresina positionieren sich seit Jahren erfolgreich als absolute Loipen-Hotspots. Nicht nur für den Saisonhöhepunkt, den Engadin Skimarathon jeweils im März, strömen unzählige Langlaufcracks aus allen Himmelsrichtungen hierher. 220 breit angelegte und bestens präparierte Loipenkilometer zwischen S-chanf und Maloja bieten für jedes Leistungsniveau das Passende. Tolle Übungs- und Gleitpassagen, abenteuerliche Abfahrten, kräfteraubende Waldaufstiege, Nachtloipen und dazu auch spezialisierte Infrastrukturen und Unterkünfte. Ein Beispiel ist das neu renovierte Hotel Cresta Palace in Celerina, welches Millionen für den Bau eines internen Sportzentrums «Staziun da Basa» investiert hat, wo Ski präpariert, professionelle Kurse angeboten oder auch Ernährungstipps von Profis geboten werden. Oder das Gasthaus Krone in La Punt, es verfügt nicht nur über einen direkten Loipenanschluss, es handelt sich dabei auch um die einzige Spur im gesamten Engadin für Klassisch-Langläufer und Skater, die ihren Vierbeiner mit auf die Trainingstour nehmen möchten. Die Langlaufsaison im Engadin dauert über den Skimarathon hinaus bis Ende März, teils April.
Mit einem Loipennetz von fast 90 Kilometern Länge gilt auch die Region Goms/Obergoms im Oberwallis als Langlaufmekka mit Streckenprofilen für Familien genauso wie Wettkampfläufer. Weitere ausgewiesene Langlaufdestinationen sind Davos (76 Loipenkilometer), Marbach-Escholzmatt-Bumbach in der Zentralschweiz (55 km), Wildhaus im Ostschweizer Toggenburg (43 km) und speziell in der Romandie Les Franches Montagnes (75 km), Evolène/Les Haudères/Arolla (60 km) sowie Ste-Croix/Les Rasses (65 km). Auf Langlauf.ch findet man dort und an vielen weiteren Destinationen passende Rundstrecken für sein eigenes Können.
Selbst für Stadtmenschen, zum Beispiel im Raum Zürich, bieten sich bei guten Schneeverhältnissen Möglichkeiten zum Feierabend-Langlauf auf beleuchteten Nachtloipen. In rund 40 Autominuten gelangt man vom Stadtzentrum nach Rothenthurm (SZ), wo neben der 3-Kilometer-Nachtloipe weitere Rundkurse bis 20 Kilometer warten. Ebenso lohnenswert ist ein Langlaufausflug nach Einsiedeln oder auf den Ricken bei Wattwil (SG).
Weltmeisterlich Langlaufen in Tirol
Wer das Schweizer Loipennetz seit Jahren nutzt und mittlerweile die meisten Höhepunkte mehrfach durchlaufen hat, sollte allenfalls zur Abwechslung den Skating- oder Diagonalschritt über die Grenze wagen. An der Grenze zum Allgäu gelegen bietet das Tannheimer Tal nordischen Wintersportlern ein ganz besonderes Langlaufvergnügen. Vor allem Anfänger finden hier optimale Bedingungen vor: 98 der insgesamt 140 Loipenkilometer tragen den leichten Schwierigkeitsgrad. Zudem messen die Loipen einen Höhenunterschied von nicht mehr als 50 Metern. Auch fortgeschrittene Langläufer kommen im Tannheimer Tal auf ihre Kosten: der Ski-Trail führt als 31 Kilometer langer Rundkurs sogar bis über die Grenze nach Deutschland. Die Top-Infrastruktur und die kostenlose Benützung aller Loipen sind Beweis für das Langlaufangebot der Region. In der Szene überall ein Begriff ist das mondäne Langlaufmekka und Olympiaregion Seefeld. Hier erstrecken sich 246.5 Loipenkilometer, sieben Strecken mit gut 44 Kilometern Länge sind speziell für Schlittenlangläufer vorgesehen. Sogar eine eigene Hundeloipe steht in Seefeld zur Verfügung. Weniger bekannt und gleichwohl sehr attraktiv ist der kleine, aber feine Langläufer-Treffpunkt Galtür, gleich neben Ischgl gelegen. Mit einem rund 75 Kilometer langen Loipennetz in Ischgl und Galtür ist die Region Paznaun-Ischgl sowohl für Anfänger als auch ambitionierte Langläufer perfekt geeignet. Durch die Höhenlage sind die Loipen bis weit ins Frühjahr schneesicher und bieten optimale Bedingungen für Langläufer – immerhin erstreckt sich das Loipennetz in Galtür bis auf eine Seehöhe von mehr als 2 000 Metern.
«Vasaloppet»
Er ist der König der Volksskilangläufe schlechthin. Der «Vasaloppet» (dt. Wasalauf) in Schweden ist das grösste Sportspektakel im Drei-Kronen-Land, wo Langlauf über eine lange Tradition verfügt. Das Hauptrennen in der klassischen Lauftechnik führt über 90 Kilometer und ist nur etwas für Hartgesottene. Dank zahlreicher Unterkategorien über kürzere Distanzen hat sich der «Vasaloppet» aber auch für unzählige Hobbyläufer zum tollen Event gemausert.
Finnisch-Lappland
Wer fantastische Wald- und Steppenlandschaften liebt, sich dazu in der Ruhe wohlfühlt und beim Gedanken an ein riesiges und hervorragend präpariertes Loipennetz glänzende Augen bekommt, sollte sich ernsthaft mit Finnisch-Lappland befassen. Auch im Rahmen einer ganzen Langlaufwoche mit Unterkunft im Blockhaus inklusive eigener Sauna kann man hier problemlos täglich eine andere Route laufen, entlang derer regelmässig Loipen-Cafés zu einer Stärkung einladen. Mit den eher zurückhaltenden, aber gemütlichen Finnen, die den Langlauf im Blut haben, kann man dort über Gott und die Welt reden, ehe man die nächste Etappe in Angriff nimmt. Finnisch-Lappland ist in der Tat ein Langlauferlebnis der besonderen Art.