
Französisch-Polynesien Mythos und Wirklichkeit im Paradies
- April 8, 2016
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Wenige Regionen der Erde strahlen eine derartige Faszination aus wie die Südsee. Tahiti, Bora Bora, Moorea – schon die klangvollen, exotischen Inselnamen erwecken Bilder von türkisblauen Lagunen, weissen Stränden und Kokospalmen zum Leben. Ist es die geografische Lage, diese fast unvorstellbare Abgeschiedenheit im weiten Ozean auf der anderen Seite der Erdkugel, die eine Reise in die Südsee auch fast 300?Jahre nach den ersten europäischen Entdeckerfahrten noch immer so reizvoll macht? «Maeva, bienvenus à Tahiti!» Die Reiseleiterin in der Ankunftshalle am Flughafen begrüsst jeden einzelnen Besucher persönlich und legt ihm eine Blumenkette um den Hals. Das schöne Willkommensritual und der betörende, süssliche Blütenduft lassen die Neuankömmlinge sogleich die lange, ermüdende Flugreise vergessen, die sie auf sich genommen haben, um an diesen abgelegenen Fleck der Erde zu gelangen. Die Art und Weise, wie die Polynesier ihre Feriengäste begrüssen, ist legendär. Egal, ob man ins Flugzeug steigt, im Hotel eincheckt oder ein Geschäft betritt: Immer wieder beschenken einen die Einheimischen mit einer kleinen, blumigen Aufmerksamkeit.
Von dieser herzlichen Gastfreundschaft schwärmten schon die ersten europäischen Seefahrer, die im 18.?Jahrhundert Tahiti und die umliegenden Inseln besuchten und so den Südseemythos in Europa ins Rollen brachten. Seither gilt Polynesien als Inbegriff eines tropischen Paradieses und entwickelte sich zum Sehnsuchtsort schlechthin. Zu den meistbesuchten Inseln gehören heute Tahiti mit seiner geschäftigen Hauptstadt Papeete, Moorea und Bora Bora. Die Atolle lassen sich dank mehrmals täglich angebotenen Inlandflügen bequem verbinden.
Moorea: Was das Südseeherz begehrt
Die 17?Kilometer zwischen Tahiti und Moorea kann man aber auch gut mit der Fähre zurücklegen. Fast wie die alten Seefahrer nähert man sich dann langsam und eindrücklich der smaragdgrünen Insel, um deren Gipfel sich oftmals dekorativ eine weisse Wolke hüllt. Geballte Südsee-Romantik erlebt aber auch, wer Moorea mit dem Flugzeug ansteuert: Aus der Luft kann man den herzförmigen Umriss der Insel bestaunen.
Nichts trübt auf Moorea die Paradies-Idylle. Zwecks Wahrung der landschaftlichen Schönheit wurden selbst die Strom- und Telefonleitungen alle unterirdisch verlegt, wie unser Tour-Guide Tinea erklärt. Mit seinen langen dunklen Locken und Tätowierungen am ganzen Körper ist er ein Polynesier wie aus dem Bilderbuch. In seinen Zwanzigern tourte er mit einer polynesischen Tanzgruppe quer durch Europa und kann sich sogar noch an einen Auftritt in der Schweiz erinnern. Inzwischen ist er auf seine Heimatinsel zurückgekehrt und verdient sein Geld – wie die meisten Tahitianer – im Tourismus. Tinea bringt uns in seinem mit Palmblättern geschmückten Jeep zu Mooreas schönsten Aussichtspunkten, Stränden, zu Überresten von polynesischen Tempeln und einer Ananas-Plantage. Die süsse Tropenfrucht gedeiht hier dank fruchtbarer Vulkanerde und häufigen tropischen Regengüssen praktisch ohne menschliches Zutun. Die Mooreaner produzieren daraus auch diverse Spezialitäten wie Ananassekt, Likör oder Konfitüre, von denen wir während Tineas Tour mehrmals kosten dürfen.
Viel Obst, Fisch und wilde Hühner
Für Früchteliebhaber ist Französisch-Polynesien generell ein Garten Eden. Der intensive, süsse Geschmack der hiesigen Ananas, Mangos, Bananen oder Guaven ist eine Freude für unsere europäischen Gaumen, die an importierte, im Frachter nachgereifte Tropenfrüchte gewöhnt sind. Neben Obst dominieren Fisch und Meeresfrüchte die polynesische Küche. Fisch wird oftmals roh gegessen oder mit Limettensaft und Kokosnussmilch mariniert. Verwöhnte Gaumen, die in der Südsee exotisch gewürzte, raffinierte Speisen erwarten, werden aber vermutlich etwas enttäuscht sein. Mit Ausnahme der Gourmetrestaurants, in denen mehr nach der französischen Haute Cuisine gekocht wird, bereiten die Polynesier ihre Gerichte eher simpel zu. Der kulinarische Einfluss der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich ist aber auch ausserhalb der teuren Restaurants unübersehbar: An jeder zweiten Ecke werden ofenfrische Baguettes oder «Pains au chocolat» verkauft.
Beim Anblick der vielen wilden Hühner, die überall auf den Inseln anzutreffen sind, könnte man zudem vermuten, dass Hähnchenfleisch eine wichtige Rolle im polynesischen Speiseplan spielt. «Die essen wir nicht, das Fleisch ist viel zu zäh. Hähnchenfleisch kaufen wir im Supermarkt», erzählt Tinea wie selbstverständlich. Wenn schon nicht als Nahrungsquelle, so nehmen die Hähne in den frühen Morgenstunden dafür ihre Funktion als natürlicher Wecker wahr. Ursprünglicher könnte man im Paradies kaum in den Tag starten.
Artenvielfalt unter Wasser
Durch Ausflüge ins Inselinnere erfahren Besucher nicht nur Interessantes über die
Geschichte und gegenwärtige Lebensweise der Einheimischen, sondern auch über >
die Natur der Südsee. Die 118?Inseln von Französisch-Polynesien entstanden allesamt aus erloschenen Meeresvulkanen, an deren seichten Hängen sich schützende Kranzriffe und später die Lagunen bilden konnten. Aufgrund der Abgeschiedenheit im weiten Pazifik ist die natürliche Flora und Fauna an Land erstaunlich artenarm.
Naturliebhaber kommen dafür unter Wasser voll auf ihre Kosten. Setzt man erst mal seine Schnorchelmaske auf und schwimmt ein paar Meter ins Meer hinaus zu den Riffen, präsentiert sich eine spektakuläre Unterwasserwelt. Beim Beobachten der farbenprächtigen Fischschwärme, die sich zwischen den märchenhaft anmutenden Seeanemonen und Korallengebilden bewegen, kann man leicht die Zeit vergessen. Mit etwas Glück können weiter entfernt von den Stränden auch Schildkröten, Mantarochen, Delfine und sogar grössere Wale gesichtet werden. Auf Moorea, aber auch auf den meisten anderen Inseln, wird eine Vielzahl entsprechender Touren angeboten.
Königin der Südsee
Auch wenn Moorea sämtliche Kriterien eines tropischen Inselparadieses erfüllt, so ist doch eine andere unangefochten der Star unter allen Südseeinseln: Die Rede ist natürlich von Bora Bora. Seit Jahrzehnten ist Bora Bora der absolute Renner unter den Flitterwöchnern, vor allem bei US-Amerikanern. Entsprechend gross ist auch die Auswahl an Luxushotels, die mit ihren Stelzenbungalows inzwischen immer mehr das Gesicht der Lagune prägen. Bora Bora ist heute sicher eine der teuersten und touristischsten Inseln im Südpazifik, aber ihr Weltruhm kommt nicht von ungefähr: Bora Bora ist wirklich umwerfend schön. Das Atoll mit seiner in allen Blautönen schimmernden Lagune und den vielen kleinen, von Kokospalmen bewachsenen Sandinselchen kommt dem wahr gewordenen Inseltraum wohl am nächsten. Das i-Tüpfelchen der Postkartenkulisse bilden die beiden markanten Gipfel Mont Otemanu und Mont Pahia, die sich aus dem sattgrünen Dschungel der Hauptinsel erheben.
Ja, wer schon mal über 16’000?km bis nach Französisch-Polynesien reist und ein paar Wochen bleibt, der muss auch Bora Bora gesehen haben. Ansonsten kann man bei der Auswahl der Inseln nicht viel falsch machen??– schön sind sie alle. Auch Vielgereiste werden vom Charme Französisch-Polynesiens begeistert sein. Wer lange Flugzeiten nicht scheut, findet es tatsächlich, das Inselparadies auf der anderen Seite der Erde. Der Mythos lebt.