
Eine Reise in die Vergangenheit
- Februar 28, 2013
- 0 comments
- typo2wp
- Posted in Moments
- 0
Die Schweiz steckt voller Geschichte, unzähliger Bräuche und Traditionen. Und im Land der Eidgenossen liegen ihre Zeugnisse so nah beisammen, wie sonst kaum irgendwo. Die perfekte Ausgangssituation für einen Ausflug durch die Zeit Die Dichte an historischen Erlebnissen – von der frühzeitlichen Burg über den intakten mittelalterlichen Stadtkern bis hin zum barocken Sakralbau – ist in der Schweiz ebenso unschlagbar wie die kulturelle Vielfalt, von der sie geprägt wird.
Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte
Seit den 70er Jahren werden in der Schweiz alte Bauernhäuser, Ställe, Backhäuschen oder Scheunen nicht abgerissen, wenn sie modernen Bauten weichen müssen, sondern Stein für Stein abgebaut. Und im Freilichtmuseum Ballenberg wieder errichtet. Was 1978 mit 16 typisch schweizerischen Gebäuden begann, ist heute eine umfangreiche Ausstellung mit rund 100 Wohn- und Wirtschaftsbauten aus der ganzen Schweiz auf einem 66 Hektar grossen Gelände: das Freilichtmuseum Ballenberg. Die historischen Gebäude und ihre Küchen, Kammern und Wohnstuben veranschaulichen das ländliche Alltagsleben in der Schweiz.
Doch lebendig wird der Ballenberg erst dank der originalen und ursprünglichen Nutz- und Kulturbepflanzung, durch die über 250 einheimischen Nutztierarten und dank der mit traditionellen Werkzeugen arbeitenden Handwerks- und Bauersleute. Thematische Ausstellungen und spezielle Veranstaltungen zu Kultur und Brauchtum runden das Angebot ab. Mehr als 100 originale, jahrhundertealte Gebäude aus allen Landesteilen der Schweiz, 250 einheimische Bauernhoftiere, ursprüngliche Gärten und Felder sowie Demonstrationen von traditionellem Handwerk und Spezialveranstaltungen machen die Vergangenheit zum Erlebnis.
Dem Handwerk auf der Spur
Täglich gibt es Einführungen in das traditionelle Handwerk und Gewerbe der Schweiz: Ob Backen, Holzschnitzen, Hutmachen, Käsen, Köhlern, Korbflechten, Mahlen, Ölpressen, Sattlern, Schindeln, Schmieden, Schokoladenproduktion, Töpfern oder Weben hier kann Alt und Jung noch etwas lernen. Die meisten Handwerke, die im Freilichtmuseum Ballenberg demonstriert werden, übten die Bauernfamilien bis weit ins 19. Jahrhundert im Nebenerwerb aus. Die kargen Erträge der kleinen Landwirtschaften machten einen Zusatzverdienst notwendig. Die Uhrmacherei und das Spitzenklöppeln im Jura, die vor allem im Sensegebiet und im Freiamt betriebene Strohflechterei, die baselländische Posamenterei, die appenzellische Stickerei, die Holzschnitzerei und Spanschachtelherstellung im Berner Oberland – all diese Beispielen regionstypischer Heimindustrien und Heimarbeiten werden auf dem Ballenberg in den entsprechenden Häusern wieder lebendig gemacht.
Alles Käse oder was?
Auch im Emmental lässt sich mehr über ein sehr traditionelles Schweizer Gewerbe erlernen – das Käsen. Ob über dem Feuer oder im modernen Kessi – in der Schaukäserei erfährt man auf 17’500 Quadratmetern hautnah alles über die Herstellung des weltbekannten Emmentaler Käses. Die Emmentaler Schaukäserei ist eine attraktive Begegnungsstätte und Erlebniswelt mit Dorfcharakter. Hier erleben Besucher sowohl die moderne Produktion des berühmten Emmentaler AOC als auch die traditionelle Käseherstellung, denn im Schaukäserei-Dörfli vereinigen sich Tradition und Moderne. Auf dem Areal der Schaukäserei erwarten den Besucher vier Käsereien aus verschiedenen Zeitepochen: der Küherstock aus dem Jahr 1741 wo heute selber Stöckli-Käse über offenem Feuer herstellt wird. Die Feuerwagen-Käserei aus dem Jahr 1900. In diesem Gebäude erwartet den Gast etwas Gluschtiges aus der Bäckerei und Konditorei, die Dorfkäserei aus dem Jahr 1954, wo regionale Spezialitäten und Geschenke eingekauft werden und die Schaukäserei mit modernen Produktionsanlagen aus dem Jahr 1990 und das umfangreiche Käsesortiment und Restaurant. Mehrmals täglich können hier die Produktionsabläufe live von der Besuchergalerie aus beobachtet werden.
Es bläst das Horn vom Berg
Doch mit der Schweiz verbindet man nicht nur Käse, sondern auch ein ganz bestimmtes Instrument – das Alphorn. Das Alphorn – früher das Signalhorn der Hirten ¬ gilt heute als schweizerisches Nationalinstrument. Eine ganz besondere Rolle spielt das Alphorn in Nendaz. Jeden Sommer ist Nendaz der bezaubernde Austragungsort des Internationalen Festivals der Alphornbläser, welches mehr als 100 Spieler veschiedenster Nationalitäten anlockt. Das Dorf hoch über dem Rhonetal, nahe den herrschaftlichen Walliser Gipfeln, feiert jedes Jahr drei Tage lang das Alphorn. Und wer mehr über die hohe Kunst des Alphornblasens lernen will, ist hier richtig: In mehrtägigen Kursen erlebt man, dass nicht nur das Material, die Dicke und die Krümmung des Horns entscheidend sind, sondern auch die Arbeit der Lippen: je höher ihre Spannung, umso höher der Ton.
Ein weiteres Brauchtum aus der Schweiz ist das Hornussen. Wie das Schwingen oder Steinstossen gehört das Hornussen zu den typischen Schweizer Nationalsportarten: Es wird bereits seit dem 19. Jahrhundert gespielt, vor allem im Mittelland, ist aber den meisten nicht Eingeweihten ein Rätsel. So geht’s: Die eine Mannschaft schlägt und treibt die Nouss mit dem Stecken vom Bock so weit wie möglich ins gegnerische Feld. Die andere versucht sie mit dem Schindel, der aussieht wie eine übergrosse Mistschaufel, so früh wie möglich «abzutun». Wer jetzt Lust bekommen hat, fährt nach Hergiswil bei Willisau, wo auch Laien zum Plausch mitspielen dürfen!
Trotzige Burgen
Nicht nur wundersame Instrumente und Spiele faszinieren Besucher und Gäste in der der Schweiz, auch so manche architektonischen und geschichtlichen Wunderwerke lösen Bewunderung aus. Einige davon sind sicherlich die Burgen von Bellinzona. Die mittelalterlichen Burgen Castelgrande, Castello Montebello und Castello Sasso Corbaro garantierten in früheren Zeiten den Schutz und sind heute die Zierde der Stadt. Von den Festungsmauern, die Bellinzona umgaben, sind ebenfalls Reste erhalten geblieben. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt aus dem Jahre 590. Für die alten Römer bildete Bellinzona eine sehr wichtige Verteidigungslinie. Das Castelgrande, auch Castello di San Michele oder Burg Uri genannt, ist die älteste der im 13. Jahrhundert errichteten Burgen. Zwei Türme, die Torre Nera (28 Meter hoch) und die Torre Bianca (27 Meter hoch) erheben sich dominant über der Altstadt von Bellinzona. Im Castelgrande befinden sich das archäologische Museum und das Kunstmuseum. Mit dem Castello Montebello, auch Schwyz oder San Martino, und mit der am höchsten gelegenen Burg Sasso Corbaro, die zeitweise auch Unterwalden oder Santa Barbara genannt wurde, gehören diese Bauten zu den besterhaltenen mittelalterlichen Burgen der Schweiz und zu den Unesco Weltkulturerben.
Nicht weniger beeindruckend ist das Schloss Chillon, die Wasserburg im Genfersee. Sie ist das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz. Über 300’000 Besucher besichtigen Chillon jedes Jahr, mit den Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert, den unterirdischen Gewölben, Paradesälen und dem original erhaltenen Schlafzimmer aus der Zeit der Berner Herrschaft. Die gesamte Anlage besteht aus 25 Gebäuden und drei Höfen, die von zwei Ringmauern geschützt sind. Schon in der Frühzeit war die Felseninsel zwischen dem Genfersee und den steil aufragenden Bergen bewohnt. Von hier wurde jahrhundertelang der Schiffsverkehr auf dem Genfersee und der bedeutende Landweg zum St.-Bernhard-Pass beherrscht.