
Eine Legende erstrahlt
- Juli 25, 2017
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Das «Ritz» in Paris ist weltweit das einzige Hotel, dessen Name ein Begriff mit Eintrag ins Wörterbuch wurde. Dahinter steht eine Legende, der kürzlich neues Leben eingehaucht wurde.
Heute findet man kaum noch eine Herberge, deren unvergleichlicher Ruf mit so viel makellosem Glamour und so funkelnder Geschichte verbunden ist. Das «Ritz» in Paris ist benannt nach seinem Gründer César Ritz, der sich das herrschaftliche «maison particulière» aus dem Baujahr 1705 an der mondänen Place Vendôme kaufte. Monsieur Ritz wusste ganz genau, er würde daraus etwas ganz Besonderes machen.
Das kleine Haus
Im Sommer 1898 eröffnete er das, passend zur Schweizer Bescheidenheit, «kleine Haus». Das «Ritz» war geboren. Das «kleine Haus» war unvergleichlich. Es verband britischen Komfort und französischen Lebensstil wie kein zweites Hotel. Das «Ritz» in Paris wurde schnell mit Superlativen wie grandios, überragend, verschwenderisch, luxuriös und hochelegant beschrieben, dennoch war es zugleich eine lässige Luxusherberge mit Weltruf. Monsieur Ritz hatte einen Partypalast gegründet, der seinesgleichen suchen musste. In einer Zeit der fröhlichen Sorglosigkeit und des grenzenlosen Lebensgenusses der Belle Époque schliefen hier Könige, Künstler und Kurtisanen, und an der weltberühmten Bar Cambon sassen Barbara Hutton, Charlie Chaplin, Cole Porter, Rudolph Valentino, Eva Perón oder auch Marcel Proust.
Das «Ritz» gelangte zu Weltruf als eines der prächtigsten und modernsten Hotels weit und breit. Jedes Zimmer verfügte über Heizung, Bad und Telefon – ein damals aussergewöhnlicher Standard. Dem Stammgast Oscar Wilde war es allerdings zu viel Fortschritt auf einmal. Ihm war der Fahrstuhl zu schnell und die Technik störte ihn: «Wer will schon hartes und hässliches Licht, das ruiniert nur die Augen. Mir fehlt eine Kerze oder Lampe, um im Bett zu lesen. Wer will schon ein unbewegliches Wasserbecken im Zimmer? Ich nicht. Ich bevorzuge es zu klingeln, wenn ich Wasser brauche.» César Ritz führte sein Traumhotel in Paris nur bis 1912, denn er wurde ernsthaft krank und starb sechs Jahre später in einer Schweizer Klinik. Sein Sohn Charles und seine Frau Marie-Louise übernahmen die Leitung des «Ritz». Nach deren Tod allerdings verlor das familiengeführte, grossartige Hotel sehr schnell an Gästen, Glanz und Geld. Im Jahre 1979 kaufte Al-Fayed das Hotel für angeblich 30 Millionen US-Dollar und steckte offensichtlich 250 Millionen in eine Renovierung. Das «Ritz» konnte weltweit auf einen der ersten Hotel-Spas verweisen und hatte den damals besten Pool von ganz Paris.
Eine Legende erfindet sich neu!
Nachdem ein Feuer im Januar 2012 die gerade gebauten Suiten völlig zerstörte, schloss das «Ritz» 2012 für fast dreieinhalb Jahre Renovierungsphase und konnte 2016 nun wiedereröffnet werden. Der Generaldirektor des «Ritz», Christian Boyens, erzählt, wie er vor der Renovierung mit Gästen über deren Wünsche und Verbesserungsvorschläge gesprochen hat und diese in die Umbaumassnahmen einbeziehen konnte.124 Schiffscontainer mit Antiquitäten wurden zur Restauration an Spezialkunsthandwerker in Frankreich, Spanien und Italien verteilt, mehr als 40ʼ000 Flaschen Wein wurden in verschiedene Châteaux verlagert, mehrere Hundert schwanenförmige Wasserhähne neu in Gold gekrönt. Zum verschachtelten Hotelgebäudekomplex, der zwischen 1705 und 2013 immer wieder erweitert wurde, kommt noch ein ehemaliges Bankgebäude hinzu. Die Zimmer werden geräumiger, dafür sind es nur noch 142 statt wie zuvor 160. Die Hälfte der Zimmer sind im neu eröffneten «Ritz» Suiten. Immerhin die Hälfte der einst 500 Mitarbeiter nimmt ihren Arbeitsplatz wieder ein. So auch der Chef-Concierge Michael Battino, der 1976 als 17-jähriger Page sein Berufsleben im «Ritz» begann, und George Gharbi, der seit 30 Jahren am Empfang alle Vorlieben der «Ritz»-Gäste kennt. Monsieur Manfred Mausch, ein Deutscher, leitet ein neunköpfiges Team, das sich um Extrawünsche der Gäste kümmert. Einen Tisch beim besten Chinesen Yam Tcha, einen Termin beim Star-Friseur David Mallett, über welchen Umweg kommt man zur Après Show Party von Dior, welchen Wagen bevorzugt Victoria Beckham zum Flughafen und welche Suite präferiert Kate Moss für ihre Soirées. Das alles weiss Monsieur Mausch nach 30 Jahren Hotelerfahrung. «Dieses Wissen ersetzt keine Software dieser Welt», weiss Christian Boyens zu schätzen.