
Die Magie eines irischen Schlosses – Ashford Castle
- September 9, 2013
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Die Szenerie, die sich bei unserer Ankunft bietet, ist filmreif. Längst vergessene und versickerte Kindheitsfantasien aus der Märchenwelt scheinen Wirklichkeit zu werden … Die Magie eines irischen Schlosses – Ashford CastleWir reisen per Boot von der Wasserseite des Lough Corrib an. Er ist der zweitgrösste See Irlands. Etliche unbewohnte Mini-Inseln (üppig bewachsen) gleiten an uns vorbei. Dann eröffnet sich der Blick auf das prachtvolle Schloss, das unter den dunklen, tief hängenden Wolkenfetzen mystisch und fast unwirklich erscheint. Hier könnten gleichermassen Harry Potter, verwunschene Prinzessinnen oder gar das Gespenst von Canterville hausen.
Ihre Majestät lässt bitten
In dieser wilden und ursprünglichen Landschaft Connemaras im Westen Irlands mit bis zu 800 Meter hohen Bergen, Heide, überwucherten Mooren, glasklaren Seen, saftig grünen Wiesen, auf denen unzählige Schafe grasen, liegt eins der imposantesten und schönsten Schlösser Europas: Ashford Castle. Im 13. Jahrhundert von einer anglonormannischen Adelsfamilie erbaut, erwarb die berühmte Bier-Dynastie-Familie Guinness das Anwesen in den 1850er-Jahren als Familienbesitz und wurde 1939 als Schlosshotel etabliert.
Die Ankunftszeremonie am Portal des Schlosses holt uns in die Realität zurück. Nachdem wir über das holprige Kopfsteinpflaster der Schlossbrücke geleitet wurden, begrüsst uns der Hoteldirektor. An seiner Seite die junge Falknerin, auf deren Arm ein riesiger Falke sitzt, der scheinbar keine Notiz von uns nimmt. Beim Betreten der Eingangshalle überwältigt die Pracht vergangener Zeiten. Reiche Holztäfelung, erlesene Antiquitäten, opulente Gobelins, Gemälde alter Meister zeugen von ruhmreicher Vergangenheit mit wahrhaft königlichem Ambiente. Es wäre kaum verwunderlich, wenn ein ergrauter Butler in Livrée diskret raunen würde: «Ihre Majestät lässt bitten …»
Noblesse oblige
Mein Zimmer, besser gesagt Salon, entspricht bis ins letzte Detail der Noblesse des Hauses. Es ist mit historischen Schätzen, einem grossen Kamin, in dem schon das Holz für ein prasselndes Feuer am Abend kunstgerecht gestapelt ist, und einem royalen Himmelbett, mit flauschigen Seidenkissen dekoriert, möbliert. Die imposante Ritterrüstung im Erker ruft jedoch ein leichtes Gruseln hervor. Ist dort wirklich niemand drin? Ich nehme mir vor, das vor dem Schlafengehen noch mal zu überprüfen – das muss ja niemand sehen.
Mein Refugium ist eins der insgesamt 83 Zimmer und Suiten, die alle einen malerischen Blick auf Lough Corrib und das bewaldete Anwesen freigeben. Fast schade, dass draussen im Park Gäste in zeitgemässer Kleidung lustwandeln, die dem Flair der vergangenen Jahrhunderte so gar nicht mehr entsprechen.
Aber nun lockt die Zeremonie des High Tea im Drawing Room, die dieser Tradition alle Ehre macht und von dezenten Harfenklängen begleitet wird. Leicht dekadent, aber schön.
Es schliesst sich eine kleine Schlossführung an, die durch schier unzählige (Geheim-) Gänge weitere historische Schätze offenbart und der Fantasie wieder Flügel verleiht. Vor dem Dinner im George V, in dem der deutsche Sternekoch Stefan Matz die kulinarische Regie führt, durchstreifen wir noch einen Teil des 160 Hektar grossen Geländes mit gepflegten Parkanlagen sowie naturbelassenem Waldgebiet. Dabei entdecken wir das idyllische Cullen House, nur 200 Meter vom Schloss entfernt, das eine rustikale, typisch irische Alternative zum Grand Dinner im George V anbietet. Zu später Stunde lassen wir uns trotz Reisemüdigkeit noch in die Dungeon Bar verführen. Was früher ein Gefängnis war, bietet mit Live Musik eine fröhlich entspannte Atmosphäre, in der nach einigen Guinness so mancher Gast seiner Sangeslust freien Lauf lässt.
Zu Besuch bei den Falken
Nach so beeindruckenden Erlebnissen des ersten Tages überwältigt mich der Schlafdrang. Statt das Interieur der Ritterrüstung in meinem Zimmer zu erkunden, falle ich schnell in märchenhafte Träume bis die ersten Sonnenstrahlen durch die schweren Samtvorhänge auf meiner seidigen Bettdecke tanzen. Es wartet ein fantastisch dekoriertes, an Vielseitigkeit kaum zu toppendes Frühstück mit typisch britisch bzw. irischen Spezialitäten wie u. a. Black Pie (Blutwurst mit Grütze), köstlichem Wildlachs, dem traditionellen Porridge, Shepherd’s Pie (Lammhackfleisch und Kartoffeln), weisse Bohnen in Tomatensoße mit landfrischem Farmhouse Soda Bread. Dazu Orangensaft und starker Schwarztee mit Milch. Natürlich steht auch jede klassisch-europäische Frühstücksvariante zur Verfügung.
Gut gestärkt freuen wir uns auf eine Besonderheit, die Ashford Castle bietet: die Falkenschule. Nach einer mit viel Humor gespickten Einführung des Fakners über das Verhalten der eindrucksvollen Raubvögel, dürfen wir die Könige der Luft selbst fliegen lassen.
Es kostet schon einige Überwindung und etwas Mut sich den überdimensionalen, speckigen Handschuh überzustreifen und den schweren, ernst dreinblickenden Vogel auf den Arm gesetzt zu bekommen. Unser erfahrener Lehrmeister versteht es, die Falken in die Lüfte zu schicken und mit einem kurzen Pfiff wieder punktgenau auf unserem Arm landen zu lassen.
In den nächsten zwei Tagen stehen weitere (sportliche) Aktivitäten zur Wahl wie z. B. Golfen auf dem eigenen 9-Loch-Golfplatz, Fischen auf dem Lough Corrib, Reiten, Tontaubenschiessen, Ausflüge in die zauberhafte Umgebung und Boot-Tripps oder Relaxen im top ausgestatteten Wellness-Bereich.
Waren wir bei der Ankunft noch zu Fuss vom Bootssteg über das Buckelpflaster durch das Tor zum Schloss gelangt, so fahren wir nun in einer noblen Schloss-Limousine im Schritttempo wieder hinaus, angeführt von einer irischen Dudelsack-Musikgruppe. Ashford Castle – ein wahrlich königlicher Aufenthalt.