Der Märchenkönig und sein Schloss
- Juli 31, 2015
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Schloss Neuschwanstein Die Schlösser Ludwigs II. sind Kunstwerke, in denen der Monarch seine Träume verwirklichte. Er baute sich seine eigene Welt, da die «reale» Welt ihn nicht zu befriedigen vermochte. Mit seinem Schloss Neuschwanstein wurde er endgültig zum Mythos.
Wie kein anderer Bau zeugt Neuschwanstein von den Idealen und Sehnsüchten Ludwigs II. Das Schloss war nicht Schauplatz königlicher Repräsentation, sondern ein Ort des Rückzugs. Hier flüchtete sich Ludwig II. in eine Traumwelt – die poetische Welt des Mittelalters.
Inspiration für Disneys «Cinderella»
Sieben Wochen nach dem Tod König Ludwigs II. wurde Neuschwanstein im Jahr 1886 dem Publikum geöffnet. Der menschenscheue König hatte die Burg erbaut, um sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen – doch sein Refugium wurde zum Publikumsmagneten. Heute gehört Neuschwanstein zu den meistbesuchten Schlössern und Burgen Europas. Rund 1,4 Millionen Menschen jährlich besichtigen «die Burg des Märchenkönigs» und bestaunen die Märchenwelt von Bayerns Kini. Touristen aus ganz Europa, Asien und Amerika kommen ins bayerische Hohenschwangau bei Füssen, um das Schloss zu besichtigen – kein Wunder, dass sich selbst Walt Disney von diesem Märchenschloss inspirieren liess. Für den US-Filmemacher diente Neuschwanstein als Inspiration für die Kulissen seines Zeichentrickfilms «Cinderella». Die Silhouette des Schlosses wählte er sogar als Logo seiner Produktionsfirma.
Idealisiertes Mittelalter
Schon Maximilian II. von Bayern, Ludwigs Vater, hatte in der Umgebung von Hohenschwangau Wege und Aussichtspunkte anlegen lassen, um die Landschaft geniessen zu können. Als Geburtstagsgeschenk für seine bergsteigende Gemahlin Marie liess er in den 1850er-Jahren die eiserne «Marienbrücke» hoch über der Pöllatschlucht errichten. Von dem schmalen Bergrücken links der Pöllat, die «Jugend» genannt, bot sich eine einzigartige Aussicht auf Berge und Seen. Maximilian II. liebte diesen Platz und plante 1855 dort einen Aussichtspavillon. Auch Kronprinz Ludwig war oft auf der «Jugend» gewesen und verliebte sich in diesen Ort. Auf der «Jugend» lagen die Reste zweier kleiner Burgen: Vorder- und Hinterhohenschwangau. Hier plante Ludwig II. sein Neuschwanstein. Sie sollte die perfekte Illusion einer idealen mittelalterlichen Burg sein. So wurde der Bau ab 1869 als idealisierte Vorstellung einer Ritterburg aus der Zeit des Mittelalters errichtet.
Moderne Technik im mittelalterlichen Gewand
Das Mittelalter war in Neuschwanstein jedoch nur Illusion: Hinter dem altertümlichen Aussehen verbargen sich modernste Technik und höchster Komfort. Die Räume des Palastes, des königlichen Wohnbaus, wurden über eine Heissluft-Zentralheizung erwärmt. In allen Stockwerken stand fliessendes Wasser zur Verfügung, in der Küche sogar heiss und kalt. Die Toiletten besassen automatische Spülungen. Über eine elektrische Rufanlage rief der König Diener und Adjutanten. Im dritten und vierten Obergeschoss gab es sogar Telefonanschlüsse. Speisen mussten nicht mühsam die Treppen hochgetragen werden – für sie stand ein Aufzug zur Verfügung. Schon beim Bau des Schlosses hatte man sich moderner technischer Mittel bedient. So wurden die Lastkräne mit Dampfmaschinen betrieben, und den Thronsaal errichtete man als ummantelte Stahlkonstruktion. Eine Besonderheit Neuschwansteins sind auch die grossformatigen Fensterscheiben. Die Fertigung solcher Grössen war selbst zur Zeit Ludwigs II. noch ungewöhnlich.