
Der Fotograf der Cowboys
- August 2, 2017
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Wer kennt ihn nicht, den uramerikanischen Mythos des Lonesome-Cowboys, der nicht zuletzt durch Westernhelden wie Clint Eastwood zu einem universalen Sinnbild für Freiheit, Abenteuer und Unabhängigkeit wurde.
Dieses Motiv schwebte einem sehr bekannten Zigarettenkonzern vor, als er Dieter Blum 1992 mit einer Werbekampagne beauftragt, die Fotografie-Geschichte schreiben sollte. In einem fast zwölfjährigen Projekt reist Blum immer wieder nach Texas, New Mexico und Utah – die Heimat der «American Cowboys». Auf seiner Suche nach Authentizität beschränkt er sich auf das Wesentliche: den Mann und sein Pferd. Ob es der Lasso schwingende Cowboy auf dem ungestümen Mustang, der über die texanisch Prärie hinweggaloppiert, oder der einsame Reiter ist, hinter dem die glühende rote Abendsonne am Horizont versinkt – Dieter Blums «Cowboys» sind längst zu Ikonen geworden.
Ein Leben als Fotograf
Dieter Blum wurde vor fast 80 Jahren in Esslingen, Deutschland geboren. Bereits mit acht Jahren entdeckt er die Liebe zur Fotografie. Seit er die ersten Aufnahmen von seiner Schwester macht, lässt er die Kamera nicht mehr los, denn er weiss: Ich werde Fotograf. Bereits 1982 wird ihm für seine im «Stern» publizierte Serie über Herbert von Karajan und die Berliner Philharmoniker der renommierte «World Press Award» verliehen. Dem breiten Publikum wird er später durch seine Marlboro-Kampagne bekannt, wenngleich auch seine Bilder von demBallettstar Vladimir Malakhov und die der Politikerfreunde Gerhard Schröder und Vladimir Putin um die Welt gehen. Unverwechselbares Markenzeichen des Künstlers sind das grobe Korn und die übersteigerte Farbigkeit, die seinen Fotografien eine fast cineastische Dramatik verleiht. Was er in seinen Arbeiten sucht, ist das Echte, das Wahrhaftige.
Neben seinen Bildern und Publikationen von über 70 Bildbänden wird sein umfangreiches Œuvre in zahlreichen nationalen und internationalen Einzelausstellungen weltweit gewürdigt. Vor wenigen Monaten wurde ihm in Paris die «Médaille Vermeil» der französischen Akademie für Wissenschaft, Kunst und Literatur für sein Lebenswerk verliehen. In der 100-jährigen Geschichte der Akademie wurde diese Auszeichnung zum ersten Mal an einen Fotografen vergeben. PRESTIGE sprach mit Blum über seine Faszination für Cowboys und Pferde sowie die weltbekannte Werbekampagnen von Marlboro.
PRESTIGE: Ein Museumsdirektor hat über Sie gesagt: «Ein weltbekannter Fotograf den die Welt nicht kennt!». Stimmt diese Aussage oder haben Sie den Ruhm eines weltbekannten Fotografen erfahren?
Dieter Blum: Der persönliche Ruhm ist für mich nicht relevant. Meine Bilder sind wichtig und im Grunde genommen bin ich ja auch bekannt, denn meine Bilder wurden in 150 Länder plakatiert. Wenngleich nur die wenigsten den Fotografen hinter diesen Bildern kennen.
Wie kam es dazu, dass ausgerechnet ein Mann aus Esslingen die Zigarettenkampagne für Marlboro fotografieren sollte?
In Sommer 1992 rief mich Klaus Erich Küster an. Er war damals der Kreativchef bei Leo Burnett (der Werbe-Agentur für Marlboro). Bis dahin hatten sechs amerikanische Fotografen die Marlboro-Kampagne fotografiert. Er wollte mich für die Kampagne engagieren, mit der Begründung: «Weil du die Welt anders siehst!». Es wurde ein Test-Shooting in Texas vereinbart und er hat sofort zehn Bilder von mir für eine Idee-Umsetzung der Anzeigen-Kampagne verwendet. Philipp Morris war jedoch schockiert und es hat fast ein halbes Jahr gedauert, bis es hiess: «Ja, wir finden dich gut.»
War das Ihre erste Erfahrung mit Cowboys und Pferden?
Ich habe vorher viele Naturaufnahmen gemacht, aber es war meine erste Erfahrung mit Cowboys und Pferden.
Haben Sie eine Faszination für die alten Cowboy-Filme?
Definitiv! Wenn ein Cowboy-Film kommt, bin ich dabei!
Sie haben jahrzehntelangTänzer fotografiert, jedoch ist ein Pferd in seinen Bewegungen deutlich schneller. Wie schafft man es, den perfekten, den entscheidenden Moment einer Bewegung einzufangen?
Bei dem Shooting zum «Marlboro-Man» wurde mir alles zur Verfügung gestellt, was ich benötigt habe: Lichttechnik, Wind-, und Regenmaschinen, 20 Cowboys mit ihren Pferden, 50 Kühe, Helikopter… Mit dem Helikopter sind wir beispielsweise rückwärts geflogen, um den Cowboys in der perfekten Perspektive einzufangen. Trotz der grossen Herausforderung: die Bedingungen waren einfach optimal, um die perfekten Bilder zu machen.
Haben Sie damals schon gedacht, dass die Bilder solch einen Weltruhm erlangen würden?
Für mich waren es «ganz normale Bilder» und nichts aussergewöhnliches. An Weltruhm habe ich insofern keinesfalls gedacht.
Wenn man die Bilder betrachtet, würde man vermuten, Sie haben im Gebüsch gelegen und die Cowboys unbeobachtet fotografiert?
Der «Head- Cowboy» hat damals gesagt, «wir lieben dich, weil du dein Sujet in zehn Minuten fertig hast.» – wofür ein amerikanischer Fotograf sonst einen halben Tag braucht. Ich weiss was ich will und bei mir entgleist niemals das Gesicht eines Modells, weil ich mehrere Stunden für ein einziges Motiv benötige.
Ist es ein «angeborenes Auge», das solche Fotos erschafft?
Ich habe mit acht Jahren meine erste Kamera erhalten und bereits da wusste ich, ich werde Fotograf.
Gab es gewisse Motiv-Wünsche seitens Marlboros, welche Sie erfüllen mussten, oder waren Sie bei der Umsetzung völlig frei?
Ich konnte und sollte meine Gedanken-Welt sowie das Optikum selbst setzen. Ein Fotograf muss stets selbst seine Aufgabe ausführen können, ohne irgendwelche Anweisungen.
In den letzten Jahren hat sich die Entwicklung der Fotografie, respektive die Bildbearbeitung, rasant entwickelt. Sind Ihre Cowboy-Bilder noch völlig real, oder wurde hier bereits die eine oder andere Falte am Pferd bearbeitet?
Damals wurde nichts bearbeitet und ich habe mit Absicht einen körnigen Film benutzt.
Die Zeiten des Marlboro-Mannes sind vorbei, doch die markanten Cowboy-Bilder nicht. Wie kam es zu der jetzigen Zusammenarbeit mit der Galerie LUMAS?
Der Fotograf Werner Pawlok (ebenso im Portofolio von LUMAS) hat mich von LUMAS-Konzept überzeugt. So kommt man schlussendlich auch wiederins Gespräch und seit Mai dieses Jahres bin ich dabei. Die Bilder sind nun dank LUMAS in New York, Paris, London und Berlin zu sehen! Und dies, obwohl ich mich zu Beginn geweigert habe, die Bilder auf diese Art und Weise zu veröffentlichen.
Anhand welcher Kriterien haben Sie die Bilder für LUMAS ausgewählt?
Von den Hauptwerken existieren sechs Stück, diese kosten circa 300΄000 Euro pro Bild. Das entspricht nicht der Zielgruppe von LUMAS. Daher haben wir gezielt Bilder ausgesucht, die in das Konzept von LUMAS passen. Aktuell sind sieben Cowboys sowie zwei weitere Bilder im LUMAS-Portfolio zu haben. Doch gewiss werden weitere dazu kommen.