
Casual Luxury: Unterwegs auf der Silver Wind
- Mai 27, 2016
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Ich gebe es zu, ich bin ein Kreuzfahrtjunkie. Seit ich vor mittlerweile fast 35?Jahren mit meinen Eltern zum ersten Mal ein Kreuzfahrtschiff bestiegen habe, gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als mir auf hoher See den Wind um die Nase wehen zu lassen und jeden Tag in einem anderen Hafen vor Anker zu gehen, mein Quartier und ein schwimmendes Restaurant dabei immer nur ein paar Decks unter mir. Die Route meiner Jungfernfahrt auf der mittlerweile längst verschrotteten Andrea??C, ein bereits während des Zweiten Weltkriegs unter britischer Flagge fahrendes Frachtschiff namens SS??Ocean Virtue, das 1948 von Costa zum Passagierdampfer umgebaut wurde, führte damals von Venedig entlang der jugoslawischen Küste durch den Kanal von Korinth nach Piräus und weiter Richtung Rhodos, Santorin und Mykonos bis hinauf nach Istanbul und wieder retour in die Lagunenstadt. Elf wundervolle Tage lang.
Die quietschbunten Speisekarten von damals bewahre ich bis heute in einer stoffbezogenen Pappschachtel auf. Ich konnte es als 11-jähriger Knirps nämlich einfach nicht fassen, dass ich bei den flinken Kellnern in ihren gestärkten weissen Jacken, den Hals geschmückt mit einer kecken schwarzen Seidenfliege, Tag für Tag Pasta bestellen durfte, so viel ich nur verdrücken konnte. Dass es ausser Spätzle, Bandnudeln, Spaghetti und Maccaroni, die ich von zu Hause kannte, noch Dutzende weitere Nudelformen gab, erschien mir wie eine Offenbarung! Für Champagner und Kaviar, obwohl beides ebenfalls in rauen Mengen aufgetischt wurde, hatte ich, anders als heute, dagegen noch nicht besonders viel übrig.
Die Superlative der Reedereien
Seither bin ich schon fast ein Dutzend Mal in See gestochen und habe dabei so ziemlich alle Schiffskategorien und Komfortklassen kennengelernt: von der exklusiven Superyacht über einen viermastigen Grosssegler, arktistaugliche Explorer und luxuriöse Boutiquekreuzer bis hin zu kolossalen Pötten mit mehr als 4?000?Passagieren und sogar ein Post- und Containerschiff. Anders als noch Anfang der 80er-Jahre, als Seereisen, trotz vergleichsweise einfacher Kabinen mit Stockbetten und winzigen Bullaugen, noch ein sündhaft teures Luxusvergnügen waren, sind Kreuzfahrten heute nämlich ein Massenmarkt, der jede nur erdenkliche Zielgruppe und jeden Geldbeutel bedient. Kein Jahr, in dem nicht mindestens ein Dutzend neuer Schiffe vom Stapel läuft. Dabei versuchen die Reedereien nach Kräften, sich mit immer neuen Superlativen gegenseitig zu übertrumpfen. Ob Kletterwand, 3-D-Kino, Wasserrutschen, Shoppingarkaden, künstliche Schlittschuh- oder gar eine Seilbahn – es gibt kaum ein Freizeitvergnügen, das heute nicht auch irgendwo auf den sieben Weltmeeren verfügbar wäre. Weit mehr als schiere Quadratmeter, Bruttoregistertonnen oder Entertainment auf Broadway-Niveau faszinieren mich aber die Menschen an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. Und damit meine ich nicht nur die Passagiere, sondern auch die Mitglieder der Crew. Erst sie machen eine schnöde Luxusreise zum einmaligen Erlebnis.
Best of Service
Aus diesem Grund habe ich mir für meine «Jubiläumstour» mit der Silver Wind der italienischen Privatrederei Silversea ein Schiff ausgesucht, das zwar nicht zu den jüngsten zählt – immerhin hat die stolze Lady schon rund 20?Jahre auf dem Buckel –, das dafür aber, wie ihre sieben Schwestern, in der Kreuzfahrtindustrie seit Jahren Massstäbe punkto Service setzt. Ja, vielen gilt Silversea hier als unangefochtene Referenzklasse. So konnte die Reederei neben dem besonders prestigeträchtigen «Five Star Diamond Award» der American Academy of Hospitality, quasi der Oscar der Hotel- und Reisebranche, seit Mitte der 90er-Jahre schon unzählige weitere Auszeichnungen renommierter Kreuzfahrt- und Reisemagazine einheimsen, darunter «Best Small Ship Cruise Line», «Best Luxury Cruise Line», «Best Small Luxury Cruise Line» oder «Best Luxury Cruise Company». Und das liegt eben nicht nur an geräumigen Kabinen mit Marmorbädern und Bulgari Amenities oder unverschämt bequemen Betten mit Leinenwäsche von Pratesti, einem überragendem F&B-Angebot, das gemeinsam mit Slow Food und Relais&Chateaux entwickelt wurde, oder besonders qualitätsvollen Landausflügen, sondern vor allem am hoch motivierten Servicestaff. Natürlich zielt die Silversea-Flotte mit diesem Angebot primär auf das Topend des heiss umkämpften Kreuzfahrtmarktes. Deshalb setzte die Reederei auch von Anfang an bewusst auf kleinere Schiffsformate wie die Silver Wind, die ein ebenso familiäres wie luxuriöses Ambiente bieten und auch kleinere Häfen anlaufen können, die abseits der üblichen Routen liegen. So werden von Silversea aktuell mehr als 800?Destinationen angelaufen. Rekordverdächtig.
Doch zurück zum Service-Konzept: Alle Silversea-Passagiere geniessen an Bord, unabhängig von der gebuchten Kabinenkategorie, einen exklusiven 24-Stunden-Butler-Service. Ohnehin bietet die Silver Wind mit rund 222?Mann?/?Frau Besatzung bei maximal 296?Passagieren, wie ihre Schwesterschiffe, eines der besten Crew-Passagier-Verhältnisse der gesamten Industrie. Zum Wohlfühlambiente an Bord tragen aber auch zahllose Kleinigkeiten bei, etwa dass man bei Silversea grundsätzlich mit Namen angesprochen wird. Dabei gilt: Geht nicht, gibts nicht. Wer z.?B. einen bestimmten Wein sucht, spezielle Vorlieben oder Bedürfnisse in Sachen Küche hat – alles kein Problem. Man muss die Reederei nur rechtzeitig wissen lassen, wonach das Herz begehrt, und kann sicher dass, dass es dann auch an Bord zu haben ist. So sorgt Bar-Chefin Olena auf unserer Reise z.?B. dafür, dass wir stets eine eisgekühlte Flasche Pommery in unserer Suite stehen haben. Auch das ist selbstverständlich Teil des Silversea-All-in-Konzepts.