
Amazonas Flussdelfine & Piranhas
- Juli 19, 2017
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Inka-Ruinen, Machu Picchu, Panflöten, Titicacasee und Alpakas – so das gängige Peru-Klischee. Doch Peru kann auch anders. Flussabenteuer auf dem Amazonas und Streifzüge durch den Regenwald eröffnen eine ganz andere Seite des südamerikanischen Landes.
Iquitos ist die grösste Stadt im peruanischen Regenwald und Pforte zum Amazonas, dem längsten Fluss der Erde. Der in den Tropenwäldern eingebettete mächtige Strom kann nur auf dem Luft- oder Wasserweg erreicht werden, was ihn zweifelsohne noch reizvoller macht. Ein Trip für das kleine Abenteuer zwischendurch.
Die Tür zum Amazonas
Unmittelbar am Amazonas gelegen und mit 400ʼ000 Einwohnern die grösste Stadt dieser Region ist Iquitos ein beliebter Ausgangspunkt für Exkursionen in den tropischen Regenwald. Flussaufwärts und -abwärts lockt der Urwald mit seiner artenreichen Flora und Fauna, die man sowohl zu Fuss als auch zu Wasser erkunden kann.
Hier ist der Amazonas bereits zwei Kilometer breit. Er ist die wichtigste Lebensader der Stadt und neben dem Flugzeug die einzige Verkehrsverbindung zur Aussenwelt. Prachtvolle Villen aus der Zeit des Kautschukbooms und windschiefe Pfahlbauten kontrastieren in der Urwaldmetropole das Stadtbild und seine Umgebung.
Im Zuge der Liberalisierung des Amazonashandels mit Brasilien und mit dem Ausbau des Hafens erblühte Iquitos in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zu einer Handelsmetropole. Die steigende Nachfrage nach Kautschuk bescherte der Stadt einen Boom und «Gummibarone» zeigten ihren Reichtum mit prächtigen Villen. Erst der Verfall des Weltmarktpreises für Kautschuk und die zunehmende Verbreitung von künstlichem Kautschuk stoppte das Wachstum der Stadt. Und nach und nach verfiel die Pracht der einstigen Handelsmetropole. Trotzdem lohnt sich weiterhin ein Besuch – zum Beispiel, um das Metallgebäude, die Casa de Hierro, von Gustave Eiffel zu besichtigen. Das für die Weltausstellung 1889 in Paris gefertigte Gebäude holte sich ein reicher Gummibaron als «Fertighaus» in die Dschungelmetropole. Beim Bummel durch die Innenstadt stösst man überall auf die einstige Pracht der Stadt. Glasierte Kacheln aus Portugal und weitere verschwenderische Baustile zeugen vom einstigen Reichtum.
Die Geheimnisse des Regenwalds
Die meisten Besucher bleiben jedoch nicht länger als ein, zwei Tage, um dann in ihr kleines Dschungelabenteuer aufzubrechen. Besonders komfortabel lässt sich dieses bei einer mehrtägigen Flussreise auf dem Amazonas erleben. Von Bord der zum Teil recht luxuriösen Schiffe kann man die Ufervegetation des Amazonas gemütlich an sich vorbeiziehen lassen. Mit nur etwas Glück lassen sich die rosa Flussdelfine im Wasser beobachten, zudem erblickt man am Ufer häufig Kaimane, und auch das Herz eines jeden Ornithologen erfreut sich an den zahlreich zu erspähenden Vögeln.
Eine andere Alternative sind die mehrtägigen Ausflüge in den Regenwald. Per Boot geht es zu meist einfachen, aber authentischen Urwald-Lodges am Amazonas oder einem seiner Nebenflüsse. Von dort werden Wanderungen unternommen, und ein Guide informiert über die reiche Flora und Fauna, die Geheimnisse des Regenwaldes und die Mythen des Amazonasgebietes. Auf Bootexkursionen geht es in die kleinen Nebenarme des Amazonas zum Piranha-Angeln oder nachts mit einer Taschenlampe auf Kaiman-Exkursion. Allzu verwöhnt sollte man bei Ausflügen dieser Art jedoch nicht sein, denn das feuchtwarme Klima mit Durchschnittstemperaturen um 28 Grad, die ständig surrenden und stechlustigen Moskitos sowie die fehlende Warmwasserdusche und der häufig ausfallende Strom sind nicht für jedermann geeignet. Wer sich jedoch auf das kleine Abenteuer einlässt, wird mit einer grossartigen, vielleicht einzigartigen Natur belohnt. Von der man nicht weiss, wie lange diese noch so existieren wird.
Leben unter dem Kronendach
Das Amazonasgebiet nimmt rund 60 Prozent der Fläche des Andenstaates ein. Im feuchtheissen Regenwaldgebiet findet man eine einmalige Vielfalt an Pflanzen und Tieren, die weltweit ihresgleichen sucht. Eine überwältigende Anzahl von Pflanzen und Tieren findet hier ihre Heimat. Hunderte verschiedener Baumarten wachsen hier ebenso wie Orchideen, Palmen und Hängepflanzen. Die Tierwelt ist nicht weniger ausgeprägt. Die Indianer sagen: «Der Urwald hat mehr Augen als Blätter.» Kaimane, Seekühe, Flussdelfine und unzählige Fischarten bevölkern die Flüsse; Tapire, Stachelschweine, Raubkatzen wie Jaguar und Ozelot, viele Affenarten und Faultiere leben auf dem Land, und in den Bäumen schwirren Kolibris, Papageien, Tukane, Adler und etliche andere Vogelarten. Von Iquitos aus muss man jedoch schon längere Bootsfahrten unternehmen, um noch einen einigermassen unberührten Waldbestand zu finden. Und auch wenn man einen entdeckt hat, sollte man nicht enttäuscht sein, wenn man nicht allzu viele Tiere zu Gesicht bekommt. Viele von ihnen sind nachtaktiv oder sehr scheu. Andere hingegen sind Meister der Tarnung. Besonders alles, was sich auf dem Boden bewegt, hat sich im Laufe der Jahrtausende eine perfekte Camouflage zugelegt, und nur ein geübtes Auge erspäht die Tiere im feuchten Dickicht des Regenwaldes.
Doch nicht nur Tiere nutzen den Regenwald als Lebensraum. Noch heute bevölkern zahlreiche Indianerstämme die Ufer des Amazonas und seiner Nebenflüsse. Die meisten haben sich jedoch inzwischen an den westlichen Lebensstil assimiliert. Traditionelle Kleidung, Blasrohre zum Jagen, rot angemalte Gesichter sind zumeist reines Touristenschauspiel. Die Missionierung der Amazonasstämme zeigt eine nachhaltige Wirkung, die mit dem Verlust der Traditionen einhergeht. Mit etwas Glück findet man jedoch noch Medizinfrauen mit altem Wissen, Guides, die wissen, wie man die Natur für sich nutzbar machen kann. Sei es in Form von Mückenschutz, eines Trageriemens oder einer wasserspendenden Liane.
Fazit: Perus Regenwald ist ein kleines Abenteuer abseits von Natel- und WLAN-Verbindungen. Wer sich darauf einlässt, wird belohnt!