
48 Stunden Buenos Aires – Pralles Leben in der Welthauptstadt des Tangos
- Juli 8, 2014
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Buenos Aires – Kosmopolit unter den Städten, Welthauptstadt des Tangos, strotzend vor Lebensfreude tanzender Egomanen, die das Leben in vollen Zügen zu geniessen wissen. Trotz Diktatur, Staatsbankrott, Rezession und Kapitalflucht in den vergangenen Jahren! Es wird gesagt, dass die eigentliche Attraktion von Buenos Aires die Portenos (Einwohner) sind, mit argentinischem Selbstbewusstsein im Blut und ungebrochenem Stolz. Hat man nur 48 Stunden Zeit, sich auf das pulsierende Treiben dieser Stadt einzulassen, empfiehlt es sich, ein Hotel auszuwählen, das Momente der Ruhe bietet und gleichzeitig den Geist und den Flair der Metropole widerspiegelt. Ideal ist das «Alvear Palace», ein Leading Hotel of the World im Stadtteil La Recoleta.
Ankunft 8:05 Uhr am Flughafen Buenos Aires
Eine etwa halbstündige Taxifahrt zum Hotel gibt einen ersten Eindruck von der 13-Millionen-City: eine wilde Mischung aller möglichen Baustile, von armselig bis protzig, jede Menge Strassenlärm und hektische Umtriebigkeit. Und dann La Recoleta: ein ruhiges Viertel mit viel Grün und historischer Architektur im Pariser Haussmann-Stil. Das Hotel wirkt wie die südamerikanische Version der Pariser Ritz-Legende.
1. Tag: Vormittag
Ein Bummel durch das elegante Wohn- und Geschäftsviertel La Recoleta mit schicken Boutiquen, Restaurants und Cafés mit dem Ziel des Cementerio de La Recoleta, wo Evita Peron und viele andere Celebrities in meist prachtvollen Mausoleen ihre letzte Ruhe fanden. Noch immer scharen sich Locals wie Touristen um ihre Grabstätte.
Am späteren Vormittag nehmen wir ein Taxi nach Palermo. Wichtig ist, nur lizenzierte Fahrer auszuwählen. Die Taxipreise sind, verglichen mit Europa, sehr moderat. Der Weg ins hippe Viertel Palermo Viejo führt über die Avenida 9 de Julio, die angeblich breiteste Strasse der Welt mit 20 (!) Fahrbahnen, vorbei am berühmten Opernhaus Teatro Colon. An der Plaza de Republica kreuzen sich die Avenidas und hier ragt das Wahrzeichen von Buenos Aires empor, ein von Siemens erbauter Obelisk. Gewöhnungsbedürftig ist der Fahrstil der Portenos. Sie rasen wie die Teufel, Schleudersitz-Feeling und gutturale Flüche des Fahrers inklusive. Zebrastreifen sind ebenso bedeutungslos wie die Bitte, es etwas langsamer angehen zu lassen. Und jeder Weg kreuzt irgendwann den Plaza de Mayo mit dem pinkfarbenen Präsidentenpalast, wo derzeit Cristina Fernández de Kirchner regiert.
Angekommen in Palermo Viejo, das mit Palermo Hollywood und Palermo Soho eine Einheit bildet, fühlt man sich in eine reizvolle Mischung aus New York SoHo und dem Pariser Marais-Viertel versetzt. Niedrige, z. T. farbige Häuser im Kolonialstil mit zauberhaften, begrünten Innenhöfen, originellen Kneipen, hippen Boutiquen und Designer-Ateliers bestimmen das Bild. Unbedingt sollte man sich in einem der Strassencafés niederlassen und bei einem Café Chico (Espresso) die Atmosphäre geniessen. Da flanieren Hundesitter vorbei, die wahre Vierbeinermeuten ausführen, sowie frech avantgardistisch gekleidete junge Menschen, die per se «reicher Leute Kind» sind. Aber auch betagte Musiker mit Instrumenten, Strassenmaler und verwahrlost wirkende Kinder mischen sich in das Strassenbild.
1. Tag: Nachmittag
Wir folgen der Empfehlung, eine klassische Milonga (Tango-Veranstaltung) im La Confiteria Ideal zu erleben. In den unteren Räumen ein altes Jugendstil-Café mit viel Patina, das einen leicht morbiden, melancholischen Charme ausstrahlt. Eine knarrende Holztreppe führt nach oben in den Ballsaal. Ein Obolus von umgerechnet vier Euro und man ist mittendrin in einer traditionellen Tango-Veranstaltung, in der bei schluchzenden Klängen hingebungsvoll getanzt wird. Auch mit geringen Tango-Kenntnissen: Mitmachen!
1. Tag: Abend
Dass in Buenos Aires spätestens am Abend ein argentinisches Barilla (Steakrestaurant) auf der Agenda steht, versteht sich von selbst. Eine Institution ist das El Obrero. Man muss sich allerdings trauen. Das Hafenviertel La Boca, die Geburtsstätte des Tangos, gibt sich am Tage sehr touristisch. Bunte Wellblechhäuser entlang des populären El Caminito mit Bars, Verkaufsständen und Tangoshows auf offener Strasse sind Anziehungspunkt und ein farbenfrohes Bild. Bekannt ist das Viertel auch durch das berühmte Fussballstadion La Bombonera (die Bonbonschachtel), Pilgerziel für Fussballfans seit den Zeiten von Diego Maradona. Am Abend ist jedoch Vorsicht vor Raubüberfällen abseits der üblichen Trampelpfade geboten. Am besten lässt man sich direkt am El Obrero vorfahren, um dort Schulter an Schulter mit elitären Persönlichkeiten und Dockarbeitern die genialen Steaks zu geniessen.
1. Tag: später Abend
Noch nicht ausgepowert? Dann unbedingt zu einer der abgefahrensten Milongas von Buenos Aires, die in einer alten, verlassenen Fabrik mit maroden Industriecharme stattfindet. Über eine düstere Treppe gelangt man in den Tanzsaal, ähnlich einem Kirchenschiff. Passend ist der Name des Etablissements: La Catedral. Unter einer Lichterkette aus roten Glühbirnen wie in einem Rausch das Stakkato der Tanzpaare mit sichtbar fortgeschrittenen Kenntnissen. Am Rand dienen zerschlissene Matratzen und alte Kinositze als Ruhezone in den Musikpausen. Und über allem schwebt ein Grossfoto und der Geist von Carlos Gardel, der weltberühmten Tango-Legende.
2.Tag: Vormittag
Ein Muss ist das Viertel Barrio San Telmo, am besten am Sonntag. Zentrum ist die Plaza Dorrego, die wie die Bürgersteige der umliegenden Strassen zur Bühne für spontane Tango-Shows wird.
Der Altstadtflair mit Restaurants, Kneipen, Antiquitätenläden und einer blühenden Kreativ- und Kunstszene strahlt Lebensfreude und Schmelztiegelcharme aus. Auf der Féria San Telmo (Flohmarkt nur am Sonntag) kann man noch ungewöhnliche Sammlerstücke entdecken. Das szenige Nachtleben findet auch an Wochentagen statt.
2. Tag: Nachmittag und Abend
Um die Fülle von Eindrücken ein wenig sacken zu lassen und zu verarbeiten, lassen wir uns bei der noblen High-Tea-Zeremonie im Alvear Palace verwöhnen. Wir tauchen ein in die stilvolle Hotellobby, ein «place to be» für die elitäre Society von Buenos Aires. Sehen und gesehen werden scheint ein Gesellschaftsspiel zu sein und bei Small Talk geniesst man Scones, Sandwiches, Petit Fours zum Glas Champagner. Eine herrliche Relaxsituation, um gestärkt am Abend und rechtzeitig zum Sonnenuntergang im Puerto Madero aufzutauchen. Es ist die argentinische Version von Londons Dock Lands oder auch der Hamburger Hafencity. Das ehemalige Hafenviertel ist zu einem pulsierenden Vergnügungsareal geworden mit unzähligen Restaurants, Cafés, Läden und trendiger Szene. Hier vermischen sich Locals und Touristen zu einem symbiotischen Mix. Nach 48 Stunden «Portena-Sein» halte ich es mit Carlos Gardel: Mi Buenos Aires querido …